Moin, Ihr Lieben!
Heute könnt Ihr den ersten Gastbeitrag aus der Reihe "Urlaub mit Kind" lesen, mit dem mich die liebe Jessi vom Blog Terrorpüppi während meiner Auszeit unterstützt.
Jessi promoviert hauptberuflich an einer Berliner Uni und ist die Mutter der Terrorpüppi, die diesem wunderbaren Blog ihren Namen gegeben hat. Terrorpüppi ist ein erfrischend ehrlicher und selbstbewusster Mom-Blog, der mal lustig, mal ernst, mal informativ und mal völlig subjektiv daherkommt. Bei Jessi dreht es sich alles um das Leben mit Kind, Doktorarbeit und Job - und wie schwierig es doch manchmal ist, das und noch viel mehr unter einen Hut zu bringen. Vereinbarkeit von Beruf und Familie war für Jessi früher nie ein Thema - bis sie schwanger wurde und genau das zu ihrem Thema gemacht worden ist.
Heute schreibt sie über einen Urlaub mit Kind, der ganz anders als geplant verlaufen ist - "aber was macht das schon", wie sie selbst sagt ;)
***
Kranksein mit Zimmerservice – Oder auch: Der erste Urlaub mit Baby
Im Radio läuft immer wieder diese Werbung über ein
Wellness-Hotel in Brandenburg. Seit Jahren höre ich immer wieder mal davon. Ich
scheine wohl der Zielgruppe zu entsprechen, seit Jahren schon. Dabei pflastern
die gar nicht die ganze Stadt zu, sondern scheinen eher ausgewählt Werbung zu
machen und Familien mit Kinder sprechen die auch nicht explizit an. Aber das
ist ja auch egal.
Als mein Mann also plötzlich vor mir steht und fragt, ob wir
nicht für ein verlängertes Wochenende dorthin fahren wollen, weiß ich zumindest
schon mal, um was es geht. Der Mann lockt mit einem super Special Angebot:
Super tolles Komfort-Zimmer; Whirlpool, Sauna und Pool, bekocht werden, raus
aus dem Alltag. Alles für vergleichsweise wenig Geld, sofern wir sofort
zuschlagen. Da das Wellnesshotel nur anderthalb Stunden von uns entfernt liegt
und es sich ja „nur“ um ein verlängertes Wochenende handelt (Donnerstag bis
Sonntag), sage ich ohne groß Nachdenken zu.
Es ist das erste Mal, dass wir als Familie zusammen
wegfahren und woanders übernachten. Die Püppi ist jetzt 15 Monate alt. In den
ersten Lebensmonaten wäre eine Fremdübernachtung noch undenkbar gewesen, denn
abends und nachts hat sie damals viel geweint. Sehr laut geweint. Okay,
trommelfellzerschmetternd geweint.
Es ist soweit. Wir fahren los. Trotzdem. Fit sind wir
nämlich nicht. Die Terrorpüppi hat Fieber, nicht besorgniserregend hoch, aber
es schlaucht sie. Mein kleines starkes Mädchen hängt in den Seilen. Kaum sind
wir im Hotel angekommen, hänge auch ich durch. Schüttelfrost. Den Mann hat es
ebenfalls erwischt, wenngleich nicht so heftig wie uns Mädels.
Den gesamten Donnerstag verbringen wir auf unserem Zimmer.
Nur zum Essen verlassen wir unsere Räumlichkeiten. Der Freitag sieht ähnlich
aus, nur dass wir uns da auch zu Spaziergängen hinaus wagen. Krank sein ist
echt moppelkotze, aber in einem Wellness-Hotel ist es trotzdem erträglich. Wir
müssen nicht kochen und putzen, sondern dürfen mehr krank sein als sonst. Es
geht uns allen glücklicherweise vergleichsweise schnell besser. Zwar sind wir
noch immer sehr schlapp, aber das Fieber scheint auch Urlaub machen zu wollen.
Woanders. Weg von uns.
Wir haben tatsächlich ein spitzenmäßiges Zimmer bekommen.
Ein Eckzimmer mit zwei Balkonen. Wäre es nicht März, würden wir dort tagsüber
zu dritt in den Liegen schlafen oder einfach die Sonne genießen. Abends hätten
wir Paarzeit und könnten miteinander Rotwein trinkend quatschen, während die
Püppi im großen Bett schläft.
Es ist aber März, also verbringen wir immer nur kurze Zeit
eingekuschelt in dicken Decken auf dem Balkon. Frische Luft inhalieren und den
Ausblick genießen – und dann schnell wieder rein ins Warme.
Am Samstag geht es uns Dreien zumindest so gut, dass wir uns
tollkühn in den Wellnessbereich des Hotels wagen. In Bademänteln gehüllt,
stapfen wir – zahlreiche Umwege nehmend – durchs Hotel. Natürlich Umwege, denn
die Püppi hat Bewegungs- und Entdeckerdrang, egal ob sie krank oder gesund ist.
Besonders angetan haben es ihr die gläsernen Fahrstühle, die durch die Lobby
düsen. So fahren wir also in unsere Bademäntel gekleidet, für alle gut sichtbar,
stetig hoch und runter. Hoch und runter... und nochmal: hoch und runter.
Zwischendurch steigen wir aus und stromern durch die Gänge. Die Püppi erkundet
jede Ecke des Hotels.
Wir haben Glück. Im Hotel sind überall Menschen mit
Bademänteln. Es ist schließlich ein Wellness-Hotel und fast alle hier sind
allein wegen der Erholung da, die sie in der an das Hotel angeschlossenen
Therme suchen. Wir fallen nicht sonderlich auf. Eher entlocken wir sowohl den
anderen Gästen als auch dem Personal vielfach ein Lächeln. Die Püppi fühlt sich
wohl und erträgt ihren Infekt gleich sehr viel besser. Wenn sie doch noch
weinerlich ist, nehme ich meinen kleinen Brocken ins Tragetuch. Wenn mein
Rücken zu sehr schmerzt, übernimmt der Papa. Wir sind seltsam entspannt. Alles
kann, nichts muss. Wir machen immer nur, was uns gerade gut tut. Ums Essen
kümmert sich das Hotel, ums Putzen auch.
Den großen Innenpool haben wir die meiste Zeit für uns
allein. Die meisten Hotelgäste sind im Saunabereich oder draußen. Da wartet ein
beheizter Pool, doch ehe man diesen erreicht, muss man zuerst einige Meter
durch die Kälte laufen. Wir bleiben lieber drin, ist eh entspannender, denn da
sind wir ja allein, während es draußen schon eng wird.
Die meiste Zeit aber verbringen wir entweder in unserem
Zimmer oder ganz draußen. Frische Luft und so. Samstagabend fühlen wir uns so
gut, dass wir uns zu einem italienischen Restaurant trauen. Es ist großartig.
Die Püppi will nichts von dem essen, was auf dem Tisch gelandet ist, überall
stehen Dinge rum, die sie umschmeißen könnte, der Laden ist knackevoll und
selbstverständlich will die Püppi nicht am Tisch sitzen, sondern das Lokal
erkunden. Das alles macht nichts. Die Kellner bestehen darauf, dass wir Eltern
endlich mal in Ruhe essen. Sie würden auf die Maus achten. Natürlich bleiben wir
Elterntiere nicht seelenruhig die ganze Zeit sitzen, aber die Tatsache, dass
dieses Restaurant voller Menschen so unglaublich entspannt ist, während
gleichzeitig eine Terrorpüppi den Laden unsicher macht, nimmt uns viel Anspannung
und gibt uns im Gegenzug sogar etwas Entspannung. Das Essen ist im
Übrigen sehr lecker, auch wenn ich das meiste davon kalt genieße.
Erstaunlicherweise geht auch kein Geschirr zu Bruch. Nichts wird durch die
zahlreich aufgestellten Kerzenständer in Flammen gesetzt. Niemand stürzt. Ich
bewundere die Leichtigkeit und tänzerischen Qualitäten der Kellner. Von denen
kann ich noch viel lernen. 4 Teller tragend, der Püppi im letzten Moment
ausweichend und immer ein Lächeln auf den Lippen. Wir hingegen wollen keine
Umstände machen, versuchen die Püppi Richtung Tisch zu bewegen, doch wir
bekommen immer wieder nur zu hören: „Das
ist doch ein kleines Kind, lassen Sie sie ruhig. Die muss sich doch bewegen
dürfen“. Recht haben sie ja irgendwie, aber in Deutschland bin ich diese
Denke gerade in der Gastronomie nicht gewohnt. Außerdem ist meine kleine Püppi
wirklich sehr energiereich und ich will Rücksicht nehmen. Doch irgendwie will
keiner, dass ich das tue.
Das Wochenende verlief überhaupt nicht wie geplant, aber was
macht das schon. Wir haben das Beste aus unserer Situation gemacht. Sogar ein
Ausflug in einen nahegelegenen kleinen Tierpark war drin. Wir hatten wenig
Verpflichtungen. Eigentlich nur diejenige, dass es der Püppi und uns gut geht.
...und am Sonntagnachmittag waren wir so fit, dass wir auf
dem Heimweg sogar noch einen Ausflug in die Biosphäre Potsdam gemacht haben.
Allerdings nur als Plan B. Eigentlich wollten wir auf einen Lama-Hof, doch der
hatte leider zu.
***
Ja, so kann Urlaub mit Kind auch sein! Vielen Dank, liebe Jessi, für Deinen originellen und witzigen Text!
Ich wünsche Euch eine schöne Wochenmitte
Eure Küstenmami
OOh, da verbringen wir jedes Jahr ein langes Wochenende...allerdings ohne die laufenden Einmeterelf. Ob mit oder ohne: dicke Empfehlung auch von mir!
AntwortenLöschenNadineM
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