Hallo Zusammen,
wie Euch schon die Überschrift verrät, lief dieser Tag anders als geplant. Ganz anders, leider. So anders, dass WMDEDGT aka "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", initiiert von der lieben Frau Brüllen, beinahe ins Wasser gefallen wäre. Oder besser: Ins Wasser geplumst, geschubst vom doofen Schicksal. Aber nur beinahe. Und auch nur nass geworden, klitschnass zwar, aber nicht ertrunken. Zum Glück.
Denn so fühle ich mich gerade, auch wenn ich versuche, alle Gefühle von mir zu halten, um weiter zu funktionieren. Wie fast ertrunken, aber nochmal davon gekommen. Und trotzdem unendlich elend. Dabei war es gar nicht ich. Es war viel schlimmer: Es war mein Kind.
Eigentlich begann der Tag ganz normal. Das ist ja das Tückische, dass es sich nicht ankündigt, man es nicht kommen sieht, es vielleicht auch gar nicht sehen kann.
Es war also alles wie immer: Die Nacht war nur so mäßig ruhig gewesen, weil unser kleines Küstenmädchen (auch wie immer) viel gestillt werden wollte. Unser "großer" Küstenjunge schlief hingegen ganz gut. Ich kam auf knapp vier Stunden Schlaf, gesamt, nicht am Stück, aber nun ja. Die Kinder sind ja noch wirklich klein, das geht schon, es wird besser werden, das sagen alle.
Aufstehen, Kuscheln mit den Kindern, Morgenroutine, alle durchs Bad, Frühstücken, Vormittagsgedöns: Auch alles wie immer. Mittags noch mit dem Mann geschrieben: Wie machen wir das eigentlich am Nachmittag, denn ich wollte mit dem Küstenjungen zum ersten Mal zum Kinderturnen. Mit seinen 21 Monaten läuft, brabbelt und klettert er inzwischen so gut, da dachte ich, das ist mal dran. Zeit und Ort rausgesucht, Weg kalkuliert, Sachen bereit gelegt, damit wir nach dem Mittagsschlaf gleich loskommen.
Der Mittagsschlaf begann gut, der "große" Bruder schlief schnell ein, während das kleine Schwesterchen noch versuchte, im Bett mit mir zu plaudern: "Äh, äh. Ärö. Ääääärööö. Ähä." usw. Nun ja, mit sechs Monaten ist man ja auch noch dabei, das Schlafen zu lernen. Doch schließlich war auch sie eingeschlummert. Doch da begann der Große zu ächzen. Erst ein bisschen. Er atmete schwer, dann jammerte er. Vielleicht will er etwas kuscheln, dachte ich. Dann kam ein Huster. Und noch einer. Braucht er Aufmerksamkeit, fragte ich mich. Erst mal abwarten. Doch dann noch ein Huster, tief und schwer. Er röchelte.
Das hört sich gar nicht gut an, dachte ich wieder, und dann ging es los: Ein riesiger Hustenanfall, ein tiefer, rasseliger Huster nach dem nächsten, es hörte gar nicht mehr auf, der Atem pfiff. Dann fing er an zu weinen, immer wieder unterbrochen durch schweren Husten. Ich stürzte zum Bett, hob ihn hoch. Er röchelte, bekam keine Luft. Ich trug ihn schnell aus dem Zimmer, nach drüben ins Helle, riss das Fenster auf. Sein Kopf war hochrot, seine Stirn glühte, sein Blick war glasig, er hustete immer wieder und versuchte unter großer Anstrengung Luft zu bekommen. Ich hielt seinen sich aufbäumenden Körper fest, streichelte ihm den Kopf, fächelte ihm frische Luft zu und sprach ihn immer wieder an, während es in meinem Kopf rotierte und ich mich verzweifelt fragte, ob ich jetzt den Notarzt rufen muss. Er röchelte immer noch und schien fast wegzukippen. Ich rief immer wieder seinen Namen - dann wurde es endlich besser.
Nach einer gefühlt unendlich langen Zeit, die in Wirklichkeit wahrscheinlich nur wenige Minuten dauerte, konnte er auch wieder atmen. Er jammerte immer noch, beruhigte sich aber zusehends. Ich tröstete ihn weiter, versuchte, mit ihm zu atmen, bis er endlich wieder regelmäßig Luft holte und der bellende Husten sich beruhigte. Als er schließlich stabil zu sein schien, legte ich ihn auf den Wickeltisch und maß Fieber: 39,6 Grad.
Das Weitere ist schnell erzählt: Telefonat mit dem Kinderarzt, mit meinem Mann und der Nachbarin, die kam und mir half, die Kinder anzuziehen und ins Auto zu setzen. Beim Kinderarzt kamen wir gleich dran. Diagnose: Ein Erkältungsinfekt - und ein Pseudo-Krupp. Letzterer, so erklärte der Arzt, war schuld an dem schrecklichen Husten- und Erstickungsanfall unseres Sohnes. Pseudo-Krupp - von diesem Schreckgespenst hatte ich zwar schon mal gehört, wusste aber nicht wirklich etwas darüber. Kurz gesagt: Pseudo-Krupp ist eine meist von Viren verursachte Entzündung im Kehlkopf- und Stimmbänder-Bereich. Dabei schwellen die Schleimhäute an, und die Atemwege können sich verengen. Atemnot ist die Folge.
Intuitiv hatte ich wohl das Richtige getan: Hochnehmen, Trösten, an-die-frische-Luft-Tragen und zum Kinderarzt fahren, um den Anfall abzuklären. Ich lernte, dass außerdem bestimmte Kortisonpräparate im akuten Fall helfen können. Die Medikamente bekamen wir verschrieben, falls es zu einem erneuten Pseudo-Krupp-Anfall kommen sollte. Der Arzt untersuchte gründlich und erklärte wirklich sehr gut, und unserem Küstenjungen ging es inzwischen viel besser.
Wir konnten nach Hause fahren, Abendbrot essen und das kranke Kind pflegen, das zwar immer noch fiebrig war, aber sich langsam berappelte. Beim Essen sah unser kleiner Racker zwar sehr blass aus, hat aber sogar etwas zu sich genommen. Und das Fieber ist runter gegangen. Danach haben wir ihn ins Bett gebracht, ebenso das kleine Küstenmädchen, das den aufregenden Nachmittag ganz brav und still mitgemacht hat. Beide schlafen mittlerweile, mein geliebter Küstenjunge sieht ungeheuer müde und kaputt aus.
Und jetzt? Jetzt sitze ich hier und blogge. Weil ich damit nicht allein sein will. Und weil das mit dem "alle Gefühle von mir fernhalten" natürlich nicht klappt. Deshalb muss ich auch zu später Stunde sitzen und heulen und schreiben: Weil es schlimm war, und ich so schreckliche Angst hatte. Weil es nochmal gut gegangen ist und ich das Richtige getan habe, aber ich trotzdem völlig fertig bin. Weil es raus muss, um mich nicht aufzufressen. Es wird auch sicher nochmal einen sachlichen, informativen Artikel zu diesem Thema hier auf dem Blog geben, weil ich denke, dass das wichtig ist und weil ich glaube, dass man mit so einer Situation besser umgehen kann, wenn man vorher darüber informiert worden ist.
Doch nicht heute.
Ich vermute mal, auch die kommende Nacht wird anders als geplant, und ich vermute ebenfalls, ich komme wieder nicht auf meine dringend benötigten 4+x Stunden Schlaf. Na ja, macht nix, solange es dem armen kleinen Kerl besser geht.
Mein lieber kleiner großer Schatz, mein geliebter Küstenjunge, bitte werde wieder gesund.
Ich weiß, Du hast letztlich "nur" einen Infekt, den werden wir schon wieder weg bekommen. Ich weiß bzw. habe gelernt, wie wir mit Pseudo-Krupp umgehen können; ich weiß auch, dass es noch Schlimmeres gibt. Doch ich habe mich so furchtbar erschrocken, als Du nach Luft gerungen und keine bekommen hast, und Du hast mir so unendlich leid getan, und ich fühlte mich so hilflos. Ich weiß zwar, dass es illusorisch ist zu hoffen, dass der Pseudo-Krupp nicht wieder kommt, denn der Kinderarzt hat uns gesagt, dass das der Fall sein kann. Aber ich hoffe, dass Du wenigstens heute Nacht Ruhe hast und Dich erholen kannst. Und dass es Dir morgen besser geht und Du wieder lachen kannst. Oder lächeln, vielleicht ein kleines bisschen. Ich hatte so Angst um Dich, ich liebe Dich so!
Schlaf schön, meine große Maus.
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Es stimmt, was sie sagen: Gesundheit ist das Wichtigste. Deshalb wünsche ich Euch die von Herzen!
Alles Liebe
Eure Küstenmami
Liebe Küstenmami,
AntwortenLöschenich wünsch euch alles erdenklich liebe und vor allem gute Besserung an den kleinen Mann. Ihr schafft das schon.
Liebe Grüße,
Uli
Danke, liebe Uli! Ja, ich habe gerade nach ihm geschaut, er atmet ganz ruhig.
LöschenOh nein, was für ein Alptraum. Wünsche dem kleinen Mann und Euch eine ruhige Nacht und gute Besserung. Das sitzt erst mal- ich drück Dich.
AntwortenLöschenGute Nacht, erholt Euch gut.
Tanja
Ja, das war ein Riesen-Schreck... Danke für Deine guten Wünsche, Tanja!
LöschenWie gemein. Das große Mädchen hatte zum Glück bisher nie damit Probleme, aber wir kennen viele kleine Freunde, die auch damit kämpfen. Alles Gute euch!!!
AntwortenLöschenDanke, das ist lieb! Dem Küstenjungen geht es zwar schon etwas besser, doch der Infekt macht ihm noch ziemlich zu schaffen. Ich hoffe so sehr, dass er keinen neuen Pseudo-Krupp-Anfall bekommt!
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