Es gibt etwas, das liegt mir auf der Seele: Mein kleines Küstenmädchen und ich, wir verstehen uns nicht so gut in letzter Zeit. Nein, das ist eigentlich nicht richtig, die meiste Zeit verstehen wir uns schon, dann sind wir ein tolles Team. Wir erleben so viel gemeinsam, wachsen miteinander und aneinander und genießen das Leben zusammen. Oft reicht ein halber getauschter Blick, und schon sehe ich, wie sie sich fühlt. Oder sie guckt kurz zu mir hoch und weiß, was ich denke. Manchmal spricht sie es sogar aus, bevor es mir über die Lippen kommt.
Doch dann gibt es immer wieder diese dunklen Momente, die tun richtig weh. Sie brechen über uns herein wie Gewitterwolken an einem klaren Sommertag: Eben noch standen alle Zeichen auf heiter, und plötzlich ist der Sturm da. Dann geht von jetzt auf gleich nichts mehr, jedenfalls nicht zusammen. Stattdessen sind wir über Kreuz miteinander und kommen weder vor noch zurück. Statt an einem Strang zu ziehen, zerren wir am jeweils anderen und tun uns weh, obwohl wir das eigentlich nicht wollen und es uns beiden schon währenddessen schrecklich leid tut.
Doch auch in dunklen Momenten ist Licht, und falls es Euch manchmal ähnlich ergeht, möchte ich Euch in meinem #Familienmoment heute ein kleines bisschen davon abgeben.
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Eigentlich weiß ich, dass es nur eine Phase ist. Aber dieser Phasen-Spruch hilft nur bedingt, wenn man mittendrin ist, am Schwimmen, die Nase noch knapp überm Wasser hat und ums Überleben kämpft.
Von welcher Phase ich spreche? Na, von der Trotzphase, die mein armes kleines Mädchen fest im Griff hat, und mich damit auch. Selbst mein ultimativer Tipp nützt da nicht immer, oder nur ein bisschen. Denn ich gerate echt an meine Grenzen, wenn mein sonst so süßes Töchterchen zu einem brüllenden kleinen Teufel wird, der will und zugleich nicht will. Hin- und hergeschüttelt von ihren eigenen Gefühlen tobt sie dann gegen mich, als ob ich ihre ärgste Feindin wäre.
Und neulich sagte sie mir das Schlimmste, was sie überhaupt zu mir sagen kann, oder vielmehr sie schrie es: "Mama weg! Mama, geh weg!" Ich wollte Ihr helfen, doch sie ließ mich nicht. Sie war verzweifelt, aber ich kam nicht an sie heran. Wie gern hätte ich sie getröstet! Doch sie stieß mich weg.
Das stach in meinem Herzen. Und obwohl ich wusste, dass sie es nicht so meint (aber doch, in jenem Moment eben doch!), fühlte ich mich plötzlich steinschwer. Natürlich habe ich sie nicht allein gelassen, natürlich war ich für sie da. Doch das Gefühl blieb. Auch als sie sich beruhigt hatte, auch als sie wieder anfing zu spielen. Wir sahen uns nicht an, und obgleich wir nebeneinander saßen, fühlte ich mich einsam.
Doch da fing sie plötzlich an zu singen, mit ihrer kleinen, zarten und dennoch melodiösen Stimme. Ein altes Kinderlied, das Ihr wahrscheinlich auch kennt: "Bruder Jakob...". Sie sang es einmal ganz durch und fing dann wieder von vorne an, jedoch mit einer Variation: "Bruder... (und jetzt kam der Name ihres Bruders, unseres großen Küstenjungen). Denn so singen wir manchmal. Wir fügen im Lied einfach die Namen unserer Küstenkinder, der beiden Geschwister ein, weil das doch viel vertrauter ist als der anonyme Jakob, den wir noch nie zu Gesicht bekommen haben. So weit, so gut, ich freute mich, dass es ihr wieder besser ging.
Aber dann setzte mein kleines Mädchen zum dritten Mal an, und mir stockte fast das Herz. Denn aus ihrem Mund kam: "Bruder Mama...". So hatte sie das Lied noch nie gesungen. Für mich war das ein Zeichen: Dass ich noch im Boot bin, obwohl wir zuvor so uneins waren, dass ich noch dazugehören darf zu allem, was ihr lieb und vertraut ist, dass ich ihre Mama bin und sie mich eben nicht wirklich "weg" haben will.
Aber dann setzte mein kleines Mädchen zum dritten Mal an, und mir stockte fast das Herz. Denn aus ihrem Mund kam: "Bruder Mama...". So hatte sie das Lied noch nie gesungen. Für mich war das ein Zeichen: Dass ich noch im Boot bin, obwohl wir zuvor so uneins waren, dass ich noch dazugehören darf zu allem, was ihr lieb und vertraut ist, dass ich ihre Mama bin und sie mich eben nicht wirklich "weg" haben will.
Sie brach dann auch gleich ab und guckte fragend zu mir hoch. Und mir lief just in diesem Moment etwas Kleines aus dem Auge. Zugleich muss ich dennoch irgendwie gestrahlt haben, denn auf einmal strahlte sie zurück, sie strahlte mich an. Und sie sang erneut: "Bruder Mama...", diesmal ganz bis zum Ende. Dabei sah sie mich an, und wir freuten uns beide so sehr. Dann durfte ich sie in den Arm nehmen, und alles war wieder gut.
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Ihr Lieben, es gibt sie, die hellen Momente, auch wenn alles manchmal düster erscheint! Dies war einer davon: Ein #Familienmoment, den ich mit Euch teilen wollte.
Wie geht bzw. ging Euch das mit der Trotzphase Eurer Kinder? Könnt Ihr mich verstehen?
Und was war Euer #Familienmoment der Woche oder des Monats? Wie immer gilt: Schreibt ihn auf, setzt einen Backlink zu diesem Post und verlinkt Euch in den Kommentaren. Das Logo könnt Ihr gerne mitnehmen, ich freue mich auf Eure Beiträge.
Ahoi, wir lesen voneinander!
Eure Küstenmami
Oooh, wie wunderschön! Danke, dass du mich mitgenommen hast in diesen Moment. Ich fühlte mich als wäre ich dabei gewesen beim Lesen. Und es kommt mir alles sehr bekannt vor, was die Gefühls-Achterbahn angeht. Bei uns ist derzeit auch häufig mal Sturm angesagt. Zumindest wenn wir grad nicht beide zu krank sind ;) Ich habe wieder ein paar kleine Momente zusammengetragen, die mir doch viel bedeutet haben: http://bilderbuchbaby.com/dies-und-das/familienmoment-22-neue-sprueche-wortkreationen-und-marotten#more-1423
AntwortenLöschenLG, Nätty
So süße Familienmomente - danke!! Dein Bilderbuchmädchen bringt aber auch sprachlich immer die besten Kracher!
LöschenGanz liebe Grüße
Deine Küstenmami
Bruder Mama, das ist zauberhaft. Auf dass ihr gut durch die Trotzmomente kommen werdet gemeinsam.
AntwortenLöschenDanke, wir geben unser Bestes! Und die Trotzphase ist ja auch mit dem 2. Geburtstag vorbei - oder?!
LöschenAch Du: das verstehen glaube ich alle Mamis- diese kleinen Wutzwerge, die uns eigentlich gerade in solchen Momenten dringend brauchen, es aber nicht zulassen können. Es geht vorbei. Und sei versichert: Ihr werdet Euch trotzdem immer nah sein und ein gutes Team...Ich drück´Dich! Anna
AntwortenLöschenVielen Dank, liebe Anna, den Drücker nehme ich gerne! Mir tut mein kleines Mädchen nur so leid und manchmal fühle ich mich so hilflos...
LöschenViele liebe Grüße
Deine Küstenmami
Take it easy, und zwar hoch 10. In diesem Alter - und übrigends auch noch einige Jahre mehr - gibt es noch keine Gefühlskontrolle. Es zählt allein der Moment, DIESER Moment, es gibt für das Kind keinen anderen. Und da heißt es dann eben: "weg!" oder ähnlich. Hast Du denn als Kind immer nur positiv empfunden? Na also! Nochmal: take it easy!
AntwortenLöschenJa, das weiß ich ja. Mein Kopf sagt es mir ständig - und doch tut das "weg!" weh. Ach, da müssen wir wohl beide durch. Aber Du hast recht: Mit Leichtigkeit geht alles besser!
LöschenIch glaube, dass kennen wir Mamas und Papas alle. Emmi ist da gerade auch sehr schlimm drin in der Trotzphase und das nicht erst seit eben. Da müssen wir Eltern wohl durch und es gehört so dazu - Kopf hoch, es kommen bestimmt noch ganz viele so tolle "Bruder Mama" Momente, die das "Mama weg" vertreiben. Zumindest ein bisschen :-*
AntwortenLöschenDanke für Deinen lieben Zuspruch und Deine Zuversicht. Da scheid' ich mir jetzt mal 'ne Scheibe von ab - dann geht's schon wieder ;)
LöschenAch, ich kann Dich ja so gut verstehen. Wir machen auch gerade eine solche Zeit durch. Und gerade dann ist es so wichtig, den Blick für die schönen Momente nicht zu verlieren.
AntwortenLöschenIch finde Deine Familienmomente-Aktion so schön. Irgendwann werde ich auch endlich mal mitmachen. Im Moment fehlt mir nur leider so oft die Zeit.
Liebe Grüße
Nadine