Moin, Ihr Lieben,
so langsam gewinnen wir wieder etwas Boden unter den Füßen, auch wenn das schwer ist. Ich arbeite auch schon wieder etwas, doch es kostet alles noch viel Kraft, und so bin ich dankbar, noch auf einen tollen Gastbeitrag zurückgreifen zu können, damit Ihr in meiner Auszeit etwas Schönes zu lesen habt.
Diesmal erfahrt Ihr von Sabrina, wie schön ein Urlaub mit Kind sein kann - und die Erinnerungen daran (fast) noch schöner.
Sabrina ist Diplom-Sozialpädagogin und lebt mit ihrer Familie in Moers am Niederrhein. Ihre Zeit verbringt sie am liebsten mit ihrer fast vierjährigen Tochter, ihrem Mann Daniel und dem Familienhund Paul. Ihren witzigen und herzerfrischenden Blog Claralabim hat sie vor etwa einem Jahr angefangen; dort geht es um Alltägliches, Lustiges und Skurriles, eben rund um das gesamte Familienleben.
In ihrem Gastbeitrag nimmt sie uns mit auf eine kleine Zeitreise und einen Gedankenspaziergang…
***
„Das
Schönste am Urlaub ist die Erinnerung daran“
(Gerald Dunkl, *1959; österreichischer
Psychologe und Aphoristiker)
Ich hatte das große Glück, als Kind
viele Urlaube erleben zu dürfen. Meine früheste Erinnerung war der Urlaub mit
meinen Eltern in Varel in Friesland. Die Tochter der Besitzer der Wohnung, in
welcher wir den Urlaub verbrachten, hatte einen Puppenwagen, den mein Herz
begehrte. Wahrscheinlich hatte ich noch kein wirkliches Unrechtsbewusstsein,
denn ich nahm mir einfach diesen Puppenwagen. Auch ohne Puppe drin. Die
Klopapierrollen, die da im Regal standen, taten es auch. Mit dem Wagen voller
Klopapier stolzierte ich dann über den Hof…bis der Besitzerin auffiel, dass ich
mit ihrem Wagen abgehauen war…
Die nächste Erinnerung ist die an
Elmau, am Wilden Kaiser in Österreich. Dort war ich mit meinen Großeltern, die
schon Jahrzehnte immer wieder auf den gleichen Bauernhof fuhren. Ich weiß noch,
dass ich am Abend vorher kaum einschlafen konnte. In der Nacht, gegen 3 Uhr
fuhren wir los. Meine Großeltern machten eine Musikkassette an, auf der auch
der „Ententanz“ war. Wir machten zwischendurch immer wieder Rast. Aßen die
Schnittchen, Eier und Tomätchen, die meine Oma vorher in die Kühltasche gepackt
hat. Ich erinnere mich an die Bäuerin, die Haare bis zum Popo hatte, die sie
jeden Morgen geflochten hat und sich um den Kopf wickelte. Die mich mit in den
Hühnerstall nahm, wo wir die Eier einsammelten. Meine Oma, welche mir immer die
Haut von der frischen, warmen Milch herunternahm, weil ich die ekelig fand. An
die schmale Treppe, die in den kalten Keller führte, in der die Bäuerin die
Zitronenlimo aufbewahrte, deren Geschmack ich noch heute auf der Zunge habe. Ich
erinnere mich, an unsere Restaurantbesuche, bei denen eine „Frittatensuppe“
immer als Vorspeise her musste und an den Kaiserschmarrn, den wir uns als
Nachtisch teilten…
Als ich in die Schule kam, erzählte
mir eine Freundin, sie fährt auf ein Ferienlager mit der Kirche. Auf eine
einsame Insel! Das machte mich neugierig, meine Eltern erkundigten sich und das
Ende vom Lied war, dass ich angemeldet war und diese Freundin nicht mehr
wollte. Ich fuhr trotzdem. Auf dem Abenteuerspielplatz, wo wir mit einem Floß
durch einen schlammigen Teich fuhren, verlor ich beim Herunterfallen meine
pinke Wassersandale mit silbernem Glitzer, weil sie auf dem Grund im Schlamm
stecken blieb. Der schönen pinken Glitzersandale trauere ich noch heute
manchmal hinterher…
Das nächste Ferienlager ging nach
Kärnten. Mein jüngerer Cousin kam diesmal auch mit und auch dort gab es viele
lustige Begebenheiten, von denen wir noch heute oft erzählen. Ich erinnere mich
aber auch noch genau an das Päckchen, das meine Eltern mir dorthin schickten,
weil ich Geburtstag hatte; an den Brief, den sie dazulegten und die goldenen
Schleifchen – Ohrringe in der kleinen Schachtel. Nach drei Wochen Ferienlager
holten uns mein Onkel, meine Tante und meine Cousine ab und wir machten drei
weitere Wochen Urlaub in Kärnten. Ich schlief in der Stube; das Bett unter
einem Fensterbrett, an dem ich mir morgens regelmäßig den Kopf gestoßen habe.
Ich erinnere mich, wie kalt der See war, wenn man erhitzt von der Sonne dort
rein sprang. An den Eismann, der mit den Eiskugeln jonglieren konnte…
Warum erzähle ich das alles so
ausführlich? Weil ich bei der Idee zu diesem Artikel vorher viel darüber
nachgedacht habe, welche Urlaubserinnerungen die prägendsten für mich waren. Und
es waren weniger die Erinnerungen an die Reise und das Ziel an sich, sondern
eher an all die kleinen Begebenheiten und „Begleitumstände“ dieser Urlaube. Und
ich stelle fest, dass auch wir unserer Tochter bisher keine Fernreisen oder
großen Urlaube geboten haben und dass dennoch jeder einzelne Urlaub mit ganz
bestimmten Gefühlen und Erinnerungen verknüpft ist.
Claralabim war zehn Monate alt, als
wir das erste Mal verreisten. Und dann gleich eine Flugreise. Es ging gemeinsam
mit uns und Oma und Opa nach Kraukau. Sie drückte sich die Nase an der Scheibe im
Flughafen platt, um sich die großen Flugzeuge anzusehen.
Sie konnte zu dem Zeitpunkt gerade
laufen und hatte Spaß daran, ihre Welt
zu erkunden. Wir brauchten gefühlte fünf Stunden für eine Strecke von 300
Metern. Aber: Sie lief. Und sie war glücklich! Jeder Stein musste aufgehoben,
jedes Blatt genauestens betrachtet werden.
Sie liebte es aber genau so, in der
Ferienwohnung auf dem Sofa zu sitzen und stundenlang in ihren Büchern zu
blättern; ihre Puppe durch die Gegend zu schleppen; verschiedenes Essen zu
genießen; Zeit mit ihrer Oma, ihrem Opa und ihrem Onkel zu verbringen, der ganz
spontan auch noch für ein paar Tage vorbeikam. Den Abend und die Nacht vor unserem
Rückflug verbrachten wir in einem Hotel und Claralabim konnte nicht genug davon
bekommen, mit der Oma auf dem pompösen Hotelbett zu toben. Ihr Lachen habe ich
noch heute in den Ohren…
Der nächste Urlaub führte uns ein
wenig weiter weg. Es ging auf eine Finca nach Mallorca. Zu dem Zeitpunkt war
Claralabim siebzehn Monate alt. An unserem ersten Abend fuhren wir in den Ort
und sie sah das Meer und den Strand. Sie lief jauchzend durch den Sand und ihre
Freude war ihr so sehr anzusehen, dass die Leute stehen blieben und sich daran erfreuten.
Sie konnte stundenlang mit dem Papa im
Pool in ihrem Böötchen fahren. Gemeinsam gingen sie durch den großen Garten der
Finca und brachten Orangen, Zitronen, Melonen und Granatäpfel mit. Sie aß jeden Tag mindestens zwei Mal Eis, mit
allen Sinnen und genoss auch oft einfach das faule Nichtstun.
Der
Urlaub ging zu Ende, der Winter kam und als es dann langsam wieder Frühjahr
wurde, fuhren wir einfach mal für einen Tag in die Niederlande an das Meer.
Durchatmen. Mit Paul, unserem Hund am Strand toben, Muscheln sammeln, Pommes
und Frikandel essen, abends wieder zurück nach Hause fahren.
Den Sommer darauf ging es
für ein paar Tage an die Mosel. Das Wetter spielte leider nicht so mit, aber
für Claralabim gab es genug zu entdecken. Und wir „schrieben“ gemeinsam die
ersten Postkarten für die Familie und eine an uns selbst, die dann zu Hause im
Briefkasten auf uns wartete.
Über Silvester fuhren wir
eine Woche in das Sauerland; in eine kleine und gemütliche Ferienwohnung bei
Winterberg. Claralabim baute ihren ersten Schneemann. Wir fuhren mit dem
Schlitten kleine und größere Hügel herunter. Paul versank fast im Schnee.
Silvester wollte sie unbedingt bis Mitternacht wach bleiben. Wir bestellten
eine Riesen-Pizza, trugen Partyhütchen und machten ein Tischfeuerwerk, das wir
im Anschluss eine gefühlte Stunde wieder auffegen mussten. Um 23 Uhr war
Claralabim so müde, dass sie einschlief.
Kurz
vor ihrem dritten Geburtstag musste ich beruflich für eine Woche nach Texel.
Mein Mann, Claralabim und Paul kamen mit; wir nahmen uns ein Ferienhaus und
tagsüber ging ich arbeiten, während die Drei Zeit auf der Insel verbrachten.
Aber wir hatten auch Zeit für uns. Wir lagen eingemummelt am Strand und ließen
unsere Nasen von der Sonne kitzeln. Wir rollten uns durch den Sand. Schauten
den Leuchtturm aus der Nähe an. Schafe versperrten uns auf unserer Fahrt über
die Insel den Weg und wir mussten warten, bis sie die Straße frei machten.
Claralabim ließ mit ihrem Papa einen Drachen steigen. Papa kaufte sich eine
Sonnenbrille und natürlich wollte sie
auch eine Sonnenbrille haben. Wie stolz sie damit durch die Fußgängerzone
flanierte…
Der Sommer kam und auch ein
weiterer Urlaub nach Mallorca. Gemeinsam mit Oma, Opa und Uroma wohnten wir auf
einer schönen Finca im Norden Mallorcas. Claralabim konnte stundenlang mit der
Oma im Pool planschen. Wenn wir abends am Strand einen Cocktail tranken und der
Sonne bei ihrem Untergang im Meer zuschauten, tobte sie durch den Sand. Sie
liebte es, sich am Tag von ihrem Papa bis zum Kopf darin einbuddeln zu lassen.
Sie baute Sandburgen, backte Sandkuchen. Auf
Ausflügen schob sie ihren Opa, der nicht mehr so gut zu Fuß ist, im Rollstuhl. Sie
nahm ihn bei der Hand, wenn er ein Stück laufen wollte. Sie erklärte ihm, wie
man Memory spielt. Wenn wir einkaufen gingen, musste für jeden irgendetwas
Besonderes im Wagen sein. Die Enten, die auf dem Grundstück nebenan wohnten und
die man über einen kleinen Zaun sehen konnte, bekamen unser trockenes Brot. Der
Katze, die immer erst am Abend auf die Terrasse kam, stellte sie einen Teller
Milch hin. Sie machte sich gerne mit fünfundzwanzig Haarspangen in den Haaren
schick und zog ihre schönsten Kleider an…
Der letzte Urlaub war über
Silvester in einem kleinen 250-Seelen-Dorf in der Eifel. Als wir aus dem
Auto ausstiegen und man die gute Landluft schnuppern konnte, meinte sie nur
ganz trocken: „Das stinkt mir in der Nase!“ Dass sie Kälbchen füttern und dem
Bauern beim Melken zusehen durfte, entschädigte sie dann scheinbar wieder…
Wenn man das so liest, sind
das alles keine besonders großen Abenteuer, die wir mit Claralabim in Urlauben
erleben. Aber es sind bedeutende Momente für uns als Familie. Zeit füreinander
und Zeit miteinander zu haben. Die vielen kleinen Augenblicke zu genießen und
auszukosten, die wir uns schaffen. Diese Momente besonders zu machen und als
Erinnerung abzuspeichern. Verbunden mit den Gefühlen wie Liebe, Geborgenheit,
Zusammenhalt, Freiheit und Glück.
Ich wünsche mir für unsere
Tochter, dass sie im Laufe ihres Lebens viele dieser schönen Erinnerungen
abspeichern kann. Dass sie den Duft in der Nase hat, wie es riecht, wenn man an
einem anderen Ort aus dem Auto oder Flugzeug steigt. Dass sie sich immer vor
Augen halten kann, wie schön die Sonne aussieht, wenn sie im Meer versinkt.
Dass sie den Wind in ihren Haaren spüren kann, wenn sie daran denkt, wie sie an
der rauhen See entlangläuft. Dass sie den Geschmack von Salz auf der Zunge hat,
wenn sie an das Meer denkt. Dass sie sich später daran erinnern kann, wie gerne
sie mit Paul durch den Sand gelaufen ist und wie wasserscheu er doch war. Dass
sie sich an die Abende erinnern kann, an denen wir gemeinsam auf der Terrasse
gesessen, gegessen, gespielt und gelacht haben. Ich wünsche mir, dass sie
Urlaube mit allen Sinnen wahrnehmen und erinnern und diese Erinnerungen wie Schätze
hüten kann; für die Zeiten im Leben, in denen man genau solche Erinnerungen als
Balsam für die Seele braucht. Das wünsche ich unserem kleinen Mädchen…
***
Danke, liebe Sabrina, das wünsche ich Eurer Claralabim auch, ebenso wie Euch allen als Familie!
Danke, liebe Sabrina, das wünsche ich Eurer Claralabim auch, ebenso wie Euch allen als Familie!
Ihr Lieben, was sind Eure schönsten Urlaubserinnerungen?
Sitzt und träumt schön - ich werd's auch versuchen!
Eure Küstenmami
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