Montag, 21. Januar 2019

Unter dem Meer. Von meiner Fehlgeburt und dem Verdrängen (1)

Unter dem Meer. Von meiner Fehlgeburt und dem Verdrängen (1). Ich konnte lange nicht darüber sprechen: Unsere erneute Fehlgeburt, der Verlust eines weiteren Sternenkindes hat uns schwer getroffen. Doch langfristig ist Verdrängen keine Lösung.
 
Moin, Ihr Lieben.
 
Das Folgende ist ein Text zum Thema "Sternenkinder" bzw. "Fehlgeburt". Genauer gesagt zum Thema "wiederholte Fehlgeburt" und dem Verdrängen. Denn das, was ich Euch heute zu sagen habe, konnte ich lange Zeit nicht sagen.
 
Das Thema ist hart und der Text ist es womöglich auch. Bitte lest nur, was Euch gut tut.
 
***
Unter dem Meer. Von meiner Fehlgeburt und dem Verdrängen (1). Ich konnte lange nicht darüber sprechen: Unsere erneute Fehlgeburt, der Verlust eines weiteren Sternenkindes hat uns schwer getroffen. Doch langfristig ist Verdrängen keine Lösung.

Unter dem Meer. Von meiner Fehlgeburt und dem Verdrängen (1)
 
Ich muss Euch etwas sagen, eigentlich schon länger. Doch ich konnte es lange Zeit nicht, konnte kaum sprechen und nicht schreiben, jedenfalls nicht darüber. Und das, obwohl ich selbst anderen Eltern von Sternenkindern immer geraten habe: Sprich darüber! 

Doch diesmal ging es nicht. Ich habe es verdrängt, weggeschoben, von mir gewiesen, weil es einfach zu häufig, zu schmerzhaft, zu vernichtend war: Unsere vielen Fehlgeburten und diese erneute Fehlgeburt, der wiederholte Verlust eines geliebten Babys während der Schwangerschaft, von den Ärzten mit hässlichen, aber medizinisch korrekten Begriff "habitueller Abort" belegt.

Ja, ich war schwanger, und im letzten Herbst mussten wir wieder ein Sternenkind gehen lassen. Da war ich wie betäubt vor Schmerz und wollte nur noch eins: Abtauchen ins Vergessen, ins tiefe Meer, dorthin, wo kein Kummer, kein Schmerz, keine Verzweiflung, mich erreichen konnten. Das hat kurze Zeit funktioniert, denn so konnte ich irgendwie weiter machen, den Alltag bewältigen, Weihnachten, die Feiertage und weiter existieren. Doch lange geht die Sache mit dem Verdrängen nicht gut; langfristig ist Existieren nicht das Gleiche wie Leben, wirklich Leben mit Lieben, Lachen und mehr als einer trüben Aussicht.
 
Deshalb möchte ich jetzt darüber schreiben, oder es zumindest versuchen, und damit dem Thema "Fehlgeburt und Verdrängen" die Stirn bieten; ebenso wie der Trauer und mir selbst vielleicht auch ein bisschen. Und weil ich glaube, dass das Thema viele Frauen, viele Eltern von Sternenkinder betrifft, soll es in diesem und in weiteren Texten, die sich langsam, aber sicher in mir an die Oberfläche drängen, genau um dieses Abtauchen, die Existenz unter Wasser, das Verdrängen und die Folgen gehen.
 
Verzeiht, wenn meine Worte und Texte zu diesem Thema in nächster Zeit so unvollkommen, brüchig und unvollständig sind, wie ich mich gerade fühle, und auch nur nach und nach, Stück für Stück aus mir heraus kommen. Doch ich glaube, dass das Schreiben mir trotz allem hilft, dass das Sprechen mein Weg aus dem Verdrängen ist oder zumindest sein könnte, und vielleicht sogar ein Weg zur Heilung.
 
***
Bitte haltet das aus - und schickt mir ein bisschen Rückenwind, wenn Ihr könnt.

 Ein trauriges Ahoi
 
Eure Küstenmami
 
 
PS: Weitere Texte zum Thema "Fehlgeburt" findet Ihr in meiner Rubrik Sternenkinder. Es gibt auch einen ausführlichen Blogpost mit Informations- und Unterstützungsangeboten für betroffene Eltern und Angehörige. Ihr seid nicht allein!
 
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33 Kommentare :

  1. Ich drücke Dich aus der Ferne!!! Schreibe, rede und lass sie frei, die Gedanken. Verdränge es nicht,es nagt dann von innen und tut noch mehr weh <3 Denke fest an Dich!

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    1. Ja, da hast Du recht! Zuerst konnte ich es nicht, es war zu schmerzhaft. Doch jetzt, wo ich einmal damit angefangen habe, merke ich, dass mir das Reden und auch das Schreiben gut tun.

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  2. Simone Netzlaff-Zierdt21. Januar 2019 um 19:00

    Ich kenne es leider auch, und mir hat es letztendlich geholfen, das ich drüber reden konnte und auch durfte.
    Fühl Dich gedrückt und lass Deine Gedanken ihren Weg gehen!!

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  3. happymumof3 drückt und knuddelt Dich ganz feste.

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  4. Liebe Katja,
    Fühl dich gedrückt. Letzten Herbst wurde unser Sternenkind hinausoperiert und Anfang Mai begraben. Die erste Fehlgeburt hatte ich 2015; insgesamt drei Stück.
    Viel Kraft, Victoria von Kuchenerbse.de

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    1. Ach, das tut mir so leid!!! Ich drücke Dich fest und wünsche Dir ebenfalls viel Kraft, Deine Küstenmami

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  5. Ich hab es auch nun schon drei mal erleben müssen und weiß daher leider sehr gut, wie Du dich fühlst. :(

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    1. Oha, mein herzliches Beileid!!! Fühl Dich gedrückt, wenn Du magst...

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  6. Meine Liebe! Das tut mir so leid! Ich drücke euch ganz dolle.
    Liebe Grüße
    Isa

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  7. Liebe Katja,
    Unter Tränen habe ich deine Worte gelesen. Ich wünsche dir ganz viel Kraft. Fühl dich ganz dolle gedrückt.

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    1. Vielen lieben Dank, die Kraft kann ich gut gebrauchen; ich glaube, es liegt noch ein ganzes Stück Weg vor mir.

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  8. Es tut mur unheimlich leid dass es Dich schon wieder getroffen hat - bei meiner Schwester kam jetzt heraus dass sie Tumore in der Schilddrüse hat - gutartig im Hormonspiegel nicht groß auffällig - aber wohl verantwortlich für sehr frühe Abgänge. Bei einer Freundin hat eine Ernährungsumstellung geholfen weil sie eine Art polyzystisches Ovariensyndrom hatte - was bei ihr zu Fehlgeburten geführt hat. Vielleicht hilft es da nachzuforschen falls noch nicht geschehen.
    Ich drück Dich und wünsch Dir Dein lang ersehntes Kind an der Hand statt ein Sternchen - alles Liebe! Verdrängen hilft nicht und Bruchstücke rauslassen ist gut - es muss nicht ausformuliert sein um verstanden zu werden!
    Christine (ganz dicke Umarmung)

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    1. Ganz lieben Dank für Deinen Zuspruch und auch Dein Verständnis für meine unbeholfenen Worte! Ja, so langsam muss es raus, das Schweigen tut mir nicht mehr gut...

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  9. Ich bin sonst eher stille Mitleserin, drücke dich aber mal ganz lieb und finde es gut, dass du dich dazu entschlossen hast, das Thema nicht mehr zu verdrängen, es verarbeiten zu wollen, indem du darüber berichtest. Das ist so wichtig!

    Ganz liebe Grüße,
    Jessica

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    1. Ganz lieben Dank für Deinen Kommentar; ich glaube, Du hast recht. Ich muss mich endlich damit auseinandersetzen, mit Verdrängen komme ich nicht weiter!

      Viele liebe Grüße
      Deine Küstenmami

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  10. Ich drück dich auch ganz feste aus der Ferne

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  11. Es tut mir leid, so unfassbar leid, dass ihr diesen unfassbaren Verlust erneut erleben musstet. Ich wünsche euch und allen anderen Frauen viel Kraft und eine stützende Schulter, eine warme Umarmung und tröstende Worte die doch so schwer zu finden sind

    Sarah mit Raphael an der Hand und Sternchen im Herzen 💕

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  12. Fühl Dich ganz fest gedrückt. Ich kenne dieses Gefühl auch sehr gut aus eigener Erfahrung. Irgendwann hatte ich meinen Kinderwunsch deshalb aufgegeben, weil ich kein weiteres Mal solch eine Erfahrung machen wollte. Und siehe da, irgendwann, von mir erst völlig unbemerkt, ist der Zwerg bei mir eingezogen... er ist mittlerweile 2 Jahre alt! Gib die Hoffnung nicht auf, Rede über Deine Gefühle und Gedanken... es geht so vielen wie uns... nur leider ist das Thema oft immernoch ein tabu und das sollte es nicht sein!

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    1. Nein, da hast Du recht, Fehlgeburten sollten kein Tabu sein; es passiert so häufig! Wie schön, dass Eure Geschichte gut ausgegangen ist, das macht mir Mut.

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  13. Hallo, danke für deine Worte ... auch ich hatte 2009 eine Fehlgeburt... ich habe lange gebraucht, dieses Erlebnis in mein Leben zu integrieren und es zu akzeptieren. Gib dir ganz viel Zeit und gestehe Dir Zeit und Raum zum Trauern ein. Ich habe viele verschiedene Wege ausprobiert, um mit meiner Trauer klarzukommen ... jeder einzelne Versuch war wichtig und richtig. Ich habe nun 2 wundervolle Kinder, muss aber dazusagen, dass jede der beiden Schwangerschaften (2012 und 2018) von Angst geprägt war, dass es nochmal passieren kann (es waren auch keine leichten Schwangerschaften.) Ich habe nun einen Stein bemalt, ganz bunt und fröhlich und habe ihn zum Grab meiner Großeltern gelegt ... meine Oma hatte leider auch einige Fehlgeburten ... ich habe auch für sie Steine bemalt und dorthin gelegt. Alles Liebe für dich und alles Gute und fühl dich gedrückt. Liebe Grüße Natalie

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    1. Danke, liebe Natalie, es tut mir so leid, dass Du und Deine Oma das auch durchmachen musstet! Wir bemalen auch gerne Steine für unsere Sternenkinder und bringen sie zu ihren Gräbern...hoffentlich sehen sie sie von irgendwoher...

      Viele liebe Grüße
      Deine Küstenmami

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  14. 3_maedels_haushalt23. Januar 2019 um 22:01

    Liebe Katja,
    heute komme ich endlich dazu, deinen Beitrag zu lesen, was ich eigentlich schon direkt nach deinem Insta-Post machen wollte und mir kullern die Tränen. Ich habe die Erfahrung, Kinder gehen lassen zu müssen, glücklicherweise nicht machen müssen, und bin dankbar für unsere Töchter. Ich kann daher nur erahnen, wie furchtbar diese Erfahrung sein muss und drücke dich einfach mal ganz feste, weil mir schlicht und ergreifend die passenden Worte fehlen. Ich wünsche euch viel Kraft, und liebe Menschen um euch, die sowohl Anker als auch Leuchtturm in dieser stürmischen See für euch sind.
    ***
    Ich selbst hatte eine traumatische Geburt mit unserer ersten Tochter, die glücklicherweise gut ausgegangen ist, aber ich habe Jahre gebraucht, um das Ganze zu verarbeiten und erst als ich meinen Kummer "herausgeschrien" habe, zurück in die Klinik gegangen bin und mit den Ärzten gesprochen habe und mit meiner Hebamme den Geburtsbericht durchgegangen bin, konnte ich damit abschließen. Also ja, schreib dir alles von der Seele oder sprich mit Jemandem, denn nur so kann auch die Seele heilen, wenn rein körperlich vielleicht auch schon wieder alles in Ordnung ist.

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    1. Danke für Deinen langen, ausführlichen Kommentar und Deine lieben Worte! Ja, ich glaube letztlich auch, dass Sprechen und Schreiben helfen, auch wenn es mir aktuell noch sehr schwer fällt. Heilen möchte ich gerne, doch das wird sicher noch eine Zeit dauern...

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  15. Liebe Küstenmami, bei mir ist es viele Jahre her,dass ich eine fehlFehlge hatte. Und trotzdem habe ich oft noch Tränen in den Augen wenn ich daran denke. Zu der Zeit war es auch völlig unüblich das Kind zu beerdigen. Ich glaube es hätte mir sehr geholfen. Reden war auch nur kurze Zeit möglich dann hieß es von allen Seiten: nun ist aber Mal gut. Ich habe dann noch zwei zauberhafte jungs bekommen. Meine Geschenke fürs Leben. Die Trauer ist aber geblieben und ich verstehe es so gut, dass Du dich vergraben hast und nun langsam davon erzählen kannst.
    Ich umarme Dich und wünsche dir viel Liebe und Kraft.

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    1. Ganz lieben Dank für Dein Verständnis und Deine guten Wünsche! Ja, das Reden, zu dem ich langsam zurück finde, hilft ein bisschen, und wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, ans Grab gehen zu können.

      Möge Dein kleines Sternenkind in Frieden ruhen und sei ganz lieb gegrüßt!
      Deine Küstenmami

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  16. Ich wünsche dir ganz viel Kraft!
    LG Anke

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