Hallo Zusammen,
wir sind immer noch im Dänemark-Urlaub, und es geht uns richtig gut! Auf Facebook zeige ich Euch immer mal wieder ein paar Einblicke in unser Ferienhausleben hier und die tollen Ausflüge, die wir hier unternehmen. Nach unserer Rückkehr werde ich Euch intensiv über alles berichten!
Doch damit wir unseren Urlaub noch mehr genießen und die Zeit zu Viert richtig nutzen können, habe ich mir eine "Urlaubsvertretung" besorgt ;) Ein paar liebe Blogger-Kolleginnen haben sich netterweise bereit erklärt, Gastbeiträge zu schreiben und Euch in dieser Woche mit Lesestoff zu versorgen. Dafür bedanke ich mich schon mal ganz herzlich - toll, dass es so etwas in der Blogger-Community gibt!!!
Den Anfang macht Anna von dem wundervollen Blog Familie Motte. Anna ist 37 Jahre alt, Mutter einer fast vierjährigen Tochter und von knapp zwei Monate alten Zwillingen und genauso wie ich ein echtes Nordlicht. Ich lese total gerne bei ihr: Sie erzählt sympathisch von den Höhen und Tiefen des Familienlebens, stellt tolle Ausflugsziele rund um Hamburg vor und hat immer eine gute Idee parat, sei es beim Basteln, Kochen oder im Bereich Baby- und Kinderkleidung. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen ihres Beitrags!
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Warum genug Betreuungsplätze für
Vereinbarkeit nicht ausreichen…
Vor etwa 2 Wochen habe ich mit den Zwillingen meinen
aktuellen Arbeitgeber besucht. Alle waren ja gespannt auf die Zwerge und haben
sich wirklich gefreut mich zu sehen. Ich hatte auf meinem Blog ja schon mal berichtet, dass ich
einen wirklich tollen und sehr kinderfreundlichen Arbeitgeber habe.
So ist es mir – auch während meiner Elternzeit – sehr
wichtig den Kontakt aufrecht zu erhalten, mich immer mal wieder dort zu melden
oder blicken zu lassen und einfach auf dem Laufenden zu bleiben, was in der
Firma so passiert.
Leider haben nicht alle Mamis das Glück einen so tollen
Arbeitgeber zu haben wie ich. In den vergangenen Wochen und Monaten musste ich
in meiner Timeline oder bei Facebook immer wieder von Blogger-Kolleginnen
lesen, die nach der Elternzeit ihren Job verloren haben. Natürlich vom Chef nicht
offen ausgesprochen, aber dennoch wurde deutlich: die Kinder sind das Problem.
Mich macht das wütend. Sehr wütend. Ich habe zwar schon auf
meinem eigenen Blog und auch als Gast bei der lieben Terrorpüppi
mal über das Thema Vereinbarkeit geschrieben, finde aber, dass noch längst
nicht alles gesagt ist.
Viel zu viel muss sich noch ändern, damit auch in den
Arbeitgeberköpfen endlich ankommt: wir Mamis (und Papis) sind keine Last für
ein Unternehmen, sondern leisten tagtäglich viel mehr, als jeder Angestellte
ohne Kinder (gewagte These, aber ich lasse das einfach mal so stehen!!).
Was wäre denn, wenn wir keine Kinder
mehr kriegen würden, nur damit unser Arbeitsplatz sicher ist?
Ich sage es Euch:
immer mehr Menschen gehen immer früher in Rente. Zu zahlreich sind mittlerweile
die Krankheiten die uns am Weiterarbeiten hindern. Angefangen von Burn-Out bis
zur schlimmen Depression zollen wir der Schnelllebigkeit und dem Anspruch
perfekt zu sein Tribut. Kommt dann noch hinzu, dass kaum noch Kinder geboren
werden, wird es in einigen Jahren in vielen Berufszweigen an Fachkräften
fehlen.
Liebe Arbeitgeber – bitte fangt endlich an umzudenken – die
Zeiten der starren Arbeitszeitmodelle und der klassischen Rollenverteilung –
Mann arbeitet, Frau erzieht die Kinder – sind vorbei.
Die meisten Mamas wollen und können arbeiten, tun es sogar
gern und möchten nach der Geburt möglichst bald wieder in den Job zurück.
Gleichzeitig kümmern sich heute auch vermehrt die Papas um den Nachwuchs,
nehmen gern ein bis zwei Monate Elternzeit. Dafür gibt es bereits tolle
politische Maßnahmen wie das Elterngeld oder den Rechtsanspruch auf einen
Kitaplatz. Und trotzdem gibt es unzählige Bedingungen, die einfach nicht
familienfreundlich sind.
Was muss sich also ändern? Warum ist
Teilzeit derzeit keine optimale Lösung?
Ich arbeite derzeit in Teilzeit – 20 Stunden pro Woche. Für
uns ist das derzeit die einzige Möglichkeit Familie und Beruf unter einen Hut zu
bringen. Aber sind wir ehrlich: leben könnte ich von meinem Gehalt nicht. Ich
bin derzeit auf das zusätzliche Gehalt meines Mannes angewiesen. Natürlich
ärgert mich das. Nicht weil mein Mann knauserig ist oder mir täglich vorhält,
dass er den Großteil des Geldes nach Hause bringt. Nein, sondern weil ich – im
Fall der Fälle – gern in der Lage wäre mich und meine Kinder eigenständig zu
ernähren.
Zudem habe ich oft das Gefühl, ich kann nicht beidem gleich
gut gerecht werden: meinem Arbeitgeber und meiner Familie. Immer wieder klopft
das schlechte Gewissen an. Also versuche ich im Job mehr als 100% zu geben – in
der Hälfte der Zeit.
Doch was bekomme ich dafür? Nur die halbe Bezahlung – d.h.
auch eine geringere Einzahlung in die Rentenkasse. Außerdem wird es mir
wahrscheinlich nicht möglich sein Karriere zu machen oder in einer
Führungsposition zu arbeiten. Denn ich arbeite ja „nur“ Teilzeit.
Kürzlich habe ich von einer Idee gelesen, die Teilzeitarbeit
in Zukunft weniger starr auszulegen und war begeistert. Genau so etwas brauchen
wir. Ein Teilzeitmodell, das wir unserer jeweiligen Lebenssituation immer
wieder anpassen können.
Eine Lebensarbeitszeit in Stunden quasi. So kann man in
jungen Jahren sehr viel arbeiten, als Mama vorübergehend weniger und später
problemlos wieder aufstocken. Ohne Einbußen im Rentenanspruch. Ohne
Einkommensverluste.
Und es gibt noch so viele andere Möglichkeiten: Jobsharing
oder die Möglichkeit Arbeitszeit anzusparen um berufliche Auszeiten zu
„finanzieren“. Ich bin sicher, uns fallen noch viele andere kreative Lösungen
ein.
Was muss die Politik leisten?
In der Politik ist es schon länger ein Thema, eine
Entscheidung lässt aber auf sich warten: die 30- Stunden-Woche für beide
Elternteile. Wäre das nicht wunderbar? Wir könnten uns perfekt auf Arbeit und
Karriere konzentrieren, die Familienzeit käme aber trotzdem nicht zu kurz.
Aber die Arbeitszeit ist nicht das einzige Problem. Vielmehr
ist es doch so, dass wir Eltern auch beim Verdienst Einbußen in Kauf nehmen
müssen. Weil unser Steuersystem so ist wie es ist. Denn es ist egal ob man
eins, drei oder zehn Kinder hat – lediglich ob Du verheiratet bist, das zählt.
So kommen kinderlose Ehepaare in den Genuss der gleichen Steuervorteile wie
kinderreiche Familien. Ist das nicht ungerecht?
Was für Arbeitgeber wünschen wir uns?
Unsere Arbeitgeber müssen in ihr größtes Kapital – ihr
Personal – investieren und realisieren, dass die Familie den größten
Stellenwert für uns Eltern einnimmt. Erst wenn wir uns ernst genommen fühlen –
als vollwertigen Arbeitnehmer, der sein Gehirn nicht am Eingang abgegeben hat,
nur weil plötzlich ein kleiner Mensch bei ihm eingezogen ist – bringen wir
unsere beste Leistung auch im Job. Wir sind immer noch genauso gut ausgebildet
wie vor der Geburt. Wir haben sogar gelernt unseren Alltag noch effizienter zu
organisieren. Jetzt seid Ihr dran liebe Arbeitgeber: tut alles dafür, damit wir
uns bei Euch wohlfühlen. Dann sind wir nämlich weiterhin hoch motiviert, werden
seltener krank und denken nicht im Traum daran unseren Arbeitgeber zu
wechseln.
Wir wünschen uns einen Chef, der auch Mutter oder Vater ist.
Dem die Familie ebenso wichtig ist wie uns. Der auch mal ausfällt oder früher
gehen muss, weil das Kind eingeschult wird, der Babysitter krank geworden ist
oder das Baby zum Arzt muss. Der mal überraschend weg muss, weil der Sprössling
in der Kita von der Schaukel gefallen ist. Der weiß was es heißt total
übermüdet zu sein, weil man in der Nacht fünfmal aufstehen musste weil das Kind
fiebert oder einen Zahn bekommt. Dem bewusst ist, dass Kinder UNGEPLANT krank
werden. Und der nicht erwartet, dass man sich ständig entschuldigt und
rechtfertigt, wenn man mal früher gehen muss.
Dem es lieber ist, ich liefere gute Arbeit, halte Deadlines
ein, denke und handle im Sinne des Unternehmens und identifiziere mich mit
meinem Job, als dass ich täglich meine Arbeitszeit im Büro „absitze“, obwohl
die Arbeit bereits getan ist.
Wir brauchen das Vertrauen unseres Arbeitgebers in flexible
Arbeitszeiten, bei denen ich als Arbeitnehmer selbst entscheiden kann, wann, wo
und wie lange ich arbeiten kann und möchte. Denn ich will gern auch mal abends
arbeiten und dafür um 14 Uhr das Büro verlassen ohne schief angeschaut zu
werden.
Wir möchten auch nicht bis in den Abend in Meetings sitzen.
Denn wir möchten irgendwann auch einen Feierabend mit der Familie genießen. Endlos im Büro zu sitzen bedeutet nicht, auch
automatisch die beste Qualität abzuliefern. Wir wollen am Ergebnis unserer
Arbeit gemessen werden und nicht an der Zeit, die wir am Arbeitsplatz
verbringen.
Denn seid Euch gewiss liebe Arbeitgeber: wir nutzen die Zeit
mit der Familie auch zum Auftanken, damit wir dann wieder fit, gut gelaunt und
einsatzbereit für unseren Job sind.
Außerdem müsst ihr endlich realisieren: auch Väter können
sich um Kinder kümmern. Sie tragen genau die gleiche Verantwortung wie wir
Mamis. Seht endlich ein, dass es auch Frauen gibt, die Karriere machen wollen
und deren Männer zu Hause einspringen und Kinder und Haushalt managen. Und weil genau das eben viele Unternehmen
nicht in Betracht ziehen, schrecken auch Väter oft davor zurück mehr als zwei
Monate Elternzeit zu nehmen - aus Angst vor dem nicht zu kittenden
Karriereknick.
Und wer soll die Kinder betreuen wenn
wir arbeiten?
Damit ist es natürlich trotzdem nicht getan – aber es wäre
ein Anfang. Denn um Job und Kinder wirklich vereinbaren zu können brauchen wir
noch viel mehr.
Wir brauchen ein gutes und funktionierendes
Betreuungssystem. Ein flexibles Betreuungssystem. Auch am Abend oder am
Wochenende. Denn wenn wir ehrlich sind: auch unsere Jobs finden nicht täglich
von 9 bis 17.00 Uhr statt. Wir arbeiten als Krankenschwestern, Ärzte,
Polizisten, Hotelfachleute und im Einzelhandel (diese Berufsgruppen sollen nur
stellvertretend für alle anderen stehen). Das bedeutet: wir brauchen Betreuung
rund um die Uhr. Dazu Notfall-Betreuung wenn die Kita streikt oder die
Tagesmutter krank ist.
Ein erster Schritt sind Eltern-Kind-Büros – im Idealfall
voll ausgestattet mit Arbeitsplatz, Spielzimmer und Schlafmöglichkeit. Eine
Idealvorstellung ist: kostenlose Betreuung eines Familienservice über den
Arbeitgeber oder Betriebskindergärten. Und dann brauchen wir auch Spielecken in
den Kantinen, damit wir die Mittagspause mit unseren Kindern verbringen können.
Und warum verurteilen wir andere
Eltern, wenn sie ein anderes Modell leben?
Zu guter Letzt noch ein Aufruf an alle Mamis da draußen:
Seid stolz auf das was ihr leistet. Im Job und auch als
Mama. Ihr versucht jeden Tag erfolgreich Arbeit, Kinder, Haushalt,
Partnerschaft und alle anderen Eventualitäten unter einen Hut zu bringen und
kämpft an allen Fronten. Dafür gebührt Euch Respekt. Und verurteilt keine
anderen Mamis, weil sie ein anderes Modell leben. Lasst doch die eine Vollzeit
arbeiten und die andere nur Hausfrau sein. Sie werden ihre Gründe haben.
Die Gesellschaft macht es uns doch schon schwer genug: in
den meisten Köpfen ist das konservative Rollenbild noch immer fest verankert:
ein Kind gehört zur Mama. Man wird schief angeschaut, wenn man sich
entscheidet, das Kind schon nach einem Jahr in die Fremdbetreuung zu geben um
wieder arbeiten zu können.
Wir sollten nicht aufhören weiterhin zu fordern und immer wieder zu betonen, dass wir
uns eine Vereinbarkeit von Arbeit und Familie so wünschen, dass alle Seiten
davon profitieren. Nicht nur der Arbeitgeber.
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Vielen Dank, liebe Anna, für Deinen tollen Beitrag und Deine offenen und mutigen Worte!
Am Mittwoch geht es mit dem nächsten Gastbeitrag weiter. Ich wünsche Euch einen guten Start in die Woche und schicke Euch eine Brise frische Nordluft aus Dänemark runter!
Eure Küstenmami
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Wahre und richtige Worte. Und ich bin sehr beeindruckt dass Anna mit ihren 3 Kindern (und noch dazu in diesem Alter!) noch Teilzeit arbeitet.
AntwortenLöschenDass man für sein Modell, egal welches, verurteilt wird, finde ich ziemlich schrecklich und muss endlich aufhören.
Liebe Grüße nach Dänemark
Tanja
Liebe Tanja,
Löschendas sehe ich ganz genauso! Mami-Sein ist schließlich kein Konkurrenzkampf, sondern eine wunderbare Gemeinsamkeit :)
Danke für Deinen Kommentar und ganz herzliche Grüße
Deine Küstenmami