"Seltsam, im Nebel zu wandern..."*
Ja, da hat Hermann Hesse recht, seltsam und eigentümlich ist das, aber auch schön! Geheimnisvoll und voller Überraschungen ist der Nebel, er hüllt die Natur und die Dinge in einen Schleier, der sie verbirgt und doch ihre Schönheit zeigt...
Besonders schön ist es im Nebel am Meer! Vor einiger Zeit haben wir im Dänemark-Urlaub am Strand von Houvig eine richtige Nebel-Wanderung erlebt. Nass, kalt und unangenehm zu Beginn, verwandelte der Nebel unseren Spaziergang bald in eine wundervolle Tour durch eine im grauen Dimmer versinkende Dünenlandschaft, wie wir sie noch nie erlebt hatten. Bekanntes erschien fremd, ursprünglich Hässliches bekam plötzlich eine eigentümliche Schönheit, und unsere Wanderung nahm einen überraschenden Ausgang...
Doch lest selbst!
Doch lest selbst!
Wunderbarer Nebel am Strand von Houvig
Im Nebel wandern
An diesem Tag lief alles anders als geplant. Schon beim Frühstück in unserem gemütlichen Ferienhaus merkten wir, dass unser ursprünglich ausgewähltes Ausflugsziel aufgrund des Wetters keinen Sinn machte: Draußen schwamm eine dicke Suppe, durchsetzt von feinen Regensprenkeln. Die Sicht: Gleich Null. Nicht gerade der richtige Tag für einen Leuchtturm-Besuch...
Was also tun? Strand geht immer; auch, oder gerade in der kalten Jahreszeit. Also stapften wir los, dick eingemummelt. Denn es war wirklich hundekalt und nass. Desto dichter wir der Küste kamen, desto dicker wurde der Nebel. Es wurde tatsächlich so feucht, dass die Linse meiner Kamera ständig beschlug!
Zu Beginn froren wir wie die Schneider. Brrr, warum hatten wir nur unser wohlig warmes Ferienhaus verlassen?! Wir schleppten uns den brackigen Feldweg entlang. Man sah kaum die Hand vor Augen, die Kinder und der Mann maulten. Doch dann erreichten wir die erste Dünenkette - und tauchten ein in eine Welt voller Zauber.
Ja, es war grau, aber nahezu windstill. Der Nebel waberte zwischen den Dünen umher, die Dolden des Strandhafers stachen seltsam prägnant in die feuchte Luft. Wir hielten inne - war das die Landschaft, wie wir sie kannten? "Mami, eine Möwe!" Kaum rief mein Küstejunge, drehte sie krächzend ab Richtung Meer. Wir folgten ihr, nur um sie sofort zu verlieren. Waren hier nicht sonst Ferienhäuser? Wir fanden nur eins, leer und unbewohnt.
Im Nebel am Strand
Am Strand war niemand. Nur lichteres Grau, auch im Wasser, die Grenze zwischen Meer und Land verschwamm. So eigentümlich war die Stimmung, ruhig und gedämpft, und doch voller Naturgewalten, denn das Meer war noch sturmbewegt von letzter Nacht. Die merkwürdige Atmosphäre schlug auf uns über. Erst waren wir still, dann wurden wir seltsam froh, ausgelassen und liefen herum, rufend und juchzend durch den Nebel.
Wir tanzten, drehten uns im Kreis und ließen unsere Stimmen erschallen. Im Grau riefen wir die Geister, die nicht da waren.
*
Bunker im Nebel
Und dann entdeckten wir die Bunker, graue Ungetüme, die sich dunkel aus der Welt der Nebelschwaden abhoben. Noch nie mochte ich diese Zeugen von Krieg und Schrecken, bis ich vor einem Jahr in Blavand am Strand auf ihre verwandelten Genossen, die Maultiere, stieß. Die, halb Kunstwerk, halb Mahnmal, mir beibrachten, wie schön Beton und Rost doch in Kombination sein können und wie aus Zeugnissen von Brutalität und Tod Botschafter des Friedens zu werden vermögen.
Die Bunker am Strand von Houvig wirkten ebenfalls verwandelt, jedoch nur teilweise aufgrund der Kunst auf ihren Oberflächen. Es war der Nebel, der sie veränderte: In dem eigentümlichen Wetter sahen sie nicht weniger massiv und dennoch verloren aus, teils ver-, teils enthüllt, teils umspült von Wasser, teils auch schon im Meer versinkend.
Was die Menschen mit Farbe und Mahnungen auf ihren Oberflächen versuchten auszudrücken, würde die Natur auf ihre Weise regeln, nur später, nur gründlicher.
Die Hinfälligkeit der Bauwerke war so offensichtlich, dass durch diese Gewissheit plötzlich kaum noch Angst und Schrecken, keine Furcht und kein Zittern mehr da waren, nur Leichtigkeit. Und in unserer ausgelassenen Stimmung begannen wir zu spielen, uns zwischen den Bunkern zu verstecken und zu toben. Mit unseren Küstenkinder jauchzten, lachten und rannten wir, bis wir uns die Seiten halten mussten und kaum noch konnten.
*
Aus dem Nebel in die Wärme
Am Ende waren wir müde und erschöpft und schafften gerade noch den Weg zurück mit den Kids auf dem Arm. Hungrig waren wir und auch ganz schön kalt und nass. Doch genau da sahen wir ein Licht. Ein warmes Licht, ein Leuchten und plötzlich roch es herrlich nach heißem Kaffee. Ein Haus, war da, ein Hof, wir öffneten die Tür und standen inmitten von Köstlichkeiten.
In Vestkystens Gaardbutik, einem großartigen, hyggeligen Hofladen und zugleich einem Café, das seine Inhaberin mit ganz viel Herz und lauter Leckereien ausgestattet hatte.
Und den Kaffee gab es dort, den wir schon erschnuppert hatten, dampfend heißen Kaffee, für unsere Küstenkinder Kakao. Dazu unglaublich aromatischen Käse, selbst gebackenes, außen knuspriges und innen weiches Brot, würziges Himbeer-Chutney und eine herrliche, deftige Wurst, die wir probieren durften, und mit Schmacht hinunterschlangen. Dazu noch ein netter Schnack mit Dorthe, der Besitzerin, die all das geschaffen hatte. Ach, das tat einfach nur gut!
Ja, "gut" ist das richtige Wort. Denn wie gut hatten wir es getroffen, mit einfach allem: Mit dem Nebel, unserer Strand-Wanderung und dem wundervollen Hofladen, der uns genau im richtigen Augenblick seine Türen öffnete. Das ist die Essenz dieses Tages, die ich Euch mitgeben möchte, für die kommende, dunkle Jahreszeit:
Auch wenn die Welt manchmal grau erscheint: Wenn man sich auf sie einlässt, ist sie wunderbar und enthüllt die eine oder andere zauberhafte Überraschung.
***
Habt Ihr so etwas auch schon mal erlebt? Wie steht Ihr zum Nebel, der jetzt im Herbst ja sicher kommen wird?
Ahoi und haltet Ausschau nach den schönen Dingen im Leben
Was also tun? Strand geht immer; auch, oder gerade in der kalten Jahreszeit. Also stapften wir los, dick eingemummelt. Denn es war wirklich hundekalt und nass. Desto dichter wir der Küste kamen, desto dicker wurde der Nebel. Es wurde tatsächlich so feucht, dass die Linse meiner Kamera ständig beschlug!
Zu Beginn froren wir wie die Schneider. Brrr, warum hatten wir nur unser wohlig warmes Ferienhaus verlassen?! Wir schleppten uns den brackigen Feldweg entlang. Man sah kaum die Hand vor Augen, die Kinder und der Mann maulten. Doch dann erreichten wir die erste Dünenkette - und tauchten ein in eine Welt voller Zauber.
Ja, es war grau, aber nahezu windstill. Der Nebel waberte zwischen den Dünen umher, die Dolden des Strandhafers stachen seltsam prägnant in die feuchte Luft. Wir hielten inne - war das die Landschaft, wie wir sie kannten? "Mami, eine Möwe!" Kaum rief mein Küstejunge, drehte sie krächzend ab Richtung Meer. Wir folgten ihr, nur um sie sofort zu verlieren. Waren hier nicht sonst Ferienhäuser? Wir fanden nur eins, leer und unbewohnt.
Im Nebel am Strand
Am Strand war niemand. Nur lichteres Grau, auch im Wasser, die Grenze zwischen Meer und Land verschwamm. So eigentümlich war die Stimmung, ruhig und gedämpft, und doch voller Naturgewalten, denn das Meer war noch sturmbewegt von letzter Nacht. Die merkwürdige Atmosphäre schlug auf uns über. Erst waren wir still, dann wurden wir seltsam froh, ausgelassen und liefen herum, rufend und juchzend durch den Nebel.
Wir tanzten, drehten uns im Kreis und ließen unsere Stimmen erschallen. Im Grau riefen wir die Geister, die nicht da waren.
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Bunker im Nebel
Und dann entdeckten wir die Bunker, graue Ungetüme, die sich dunkel aus der Welt der Nebelschwaden abhoben. Noch nie mochte ich diese Zeugen von Krieg und Schrecken, bis ich vor einem Jahr in Blavand am Strand auf ihre verwandelten Genossen, die Maultiere, stieß. Die, halb Kunstwerk, halb Mahnmal, mir beibrachten, wie schön Beton und Rost doch in Kombination sein können und wie aus Zeugnissen von Brutalität und Tod Botschafter des Friedens zu werden vermögen.
Die Bunker am Strand von Houvig wirkten ebenfalls verwandelt, jedoch nur teilweise aufgrund der Kunst auf ihren Oberflächen. Es war der Nebel, der sie veränderte: In dem eigentümlichen Wetter sahen sie nicht weniger massiv und dennoch verloren aus, teils ver-, teils enthüllt, teils umspült von Wasser, teils auch schon im Meer versinkend.
Was die Menschen mit Farbe und Mahnungen auf ihren Oberflächen versuchten auszudrücken, würde die Natur auf ihre Weise regeln, nur später, nur gründlicher.
Die Hinfälligkeit der Bauwerke war so offensichtlich, dass durch diese Gewissheit plötzlich kaum noch Angst und Schrecken, keine Furcht und kein Zittern mehr da waren, nur Leichtigkeit. Und in unserer ausgelassenen Stimmung begannen wir zu spielen, uns zwischen den Bunkern zu verstecken und zu toben. Mit unseren Küstenkinder jauchzten, lachten und rannten wir, bis wir uns die Seiten halten mussten und kaum noch konnten.
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Aus dem Nebel in die Wärme
Am Ende waren wir müde und erschöpft und schafften gerade noch den Weg zurück mit den Kids auf dem Arm. Hungrig waren wir und auch ganz schön kalt und nass. Doch genau da sahen wir ein Licht. Ein warmes Licht, ein Leuchten und plötzlich roch es herrlich nach heißem Kaffee. Ein Haus, war da, ein Hof, wir öffneten die Tür und standen inmitten von Köstlichkeiten.
In Vestkystens Gaardbutik, einem großartigen, hyggeligen Hofladen und zugleich einem Café, das seine Inhaberin mit ganz viel Herz und lauter Leckereien ausgestattet hatte.
Und den Kaffee gab es dort, den wir schon erschnuppert hatten, dampfend heißen Kaffee, für unsere Küstenkinder Kakao. Dazu unglaublich aromatischen Käse, selbst gebackenes, außen knuspriges und innen weiches Brot, würziges Himbeer-Chutney und eine herrliche, deftige Wurst, die wir probieren durften, und mit Schmacht hinunterschlangen. Dazu noch ein netter Schnack mit Dorthe, der Besitzerin, die all das geschaffen hatte. Ach, das tat einfach nur gut!
Auch wenn die Welt manchmal grau erscheint: Wenn man sich auf sie einlässt, ist sie wunderbar und enthüllt die eine oder andere zauberhafte Überraschung.
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Habt Ihr so etwas auch schon mal erlebt? Wie steht Ihr zum Nebel, der jetzt im Herbst ja sicher kommen wird?
Ahoi und haltet Ausschau nach den schönen Dingen im Leben
Eure Küstenmami
* Zitat aus Hermann Hesses Gedicht "Im Nebel" von 1905
Gefällt es Euch hier auf Küstenkidsunterwegs? Wenn Ihr mehr von mir lesen wollt, folgt mir doch auf Facebook, Instagram, Pinterest oder per E-Mail. Ich freue mich!
* Zitat aus Hermann Hesses Gedicht "Im Nebel" von 1905
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Danke für diesen schönen Nebeltext! Ich fahre am Wochenende auch nach Dänemark, hoffe aber auf etwas besseres Wetter. Aber wenn es neblig sein sollte, denke ich gern an Euch :-)
AntwortenLöschenDas ist ja toll, nach Dänemark! Ich drücke Euch fest die Daumen für super Wetter und freue mich, wenn Ihr an mich denkt - auch beim Softeis essen ;)
LöschenViele liebe Grüße von der Ostseeküste
Küstenmami
Toller Bericht! Wir freuen uns auch schon auf Dänemark... Ende Oktober geht es los! Ich rechne mit jeder Wetterlage, aber bitte kein Schnee und kein Starkregen! Natürlich würden wir uns sehr über trockenes Wetter freuen! Mal sehen, was uns gebracht wird! Wir sind auf jeden Fall schon voller Sehnsucht auf Urlaub in Dänemark! Ich lasse noch ein paar liebe Grüße hier... Nadine
AntwortenLöschenGanz lieben Dank, Nadine! Ich drücke Euch die Daumen für tolles, goldenes Oktoberwetter und wünsche Euch einen wunderschönen Urlaub!!!
LöschenGanz liebe Grüße
Eure Küstenmami