Moin, Ihr Lieben!
"Na, wie läuft es bei Euch mit der Schule?" fragt mich eine Freundin etwa eine Woche, nachdem unser großer Küstenjunge eingeschult worden ist. "Eigentlich ganz gut", antworte ich. "Es ist nur immer was."
"Ah!" ruft sie aus, "Das ESISTIMMERWAS! Hat es Euch erwischt? Das kenne ich." Sie sieht mich wissend an und nickt verständnisvoll. Ich bin froh über ihre stumme Anteilnahme. Unsere großen Kinder sind zusammen im Kindergarten gewesen, und das ESISTIMMERWAS hatte sich auch schon mehrmals bei ihr eingenistet. Ganz schön hartnäckig, dieses kleine Biest! Und gewieft, es ist immer dann zur Stelle, wenn man es am wenigsten brauchen kann. Außerdem ist es gar nicht so leicht, das ESISTIMMERWAS loszuwerden oder seine Auswüchse zumindest soweit in den Griff zu bekommen, dass man nicht ganz mit den Mama-Nerven am Ende ist.
Kennt Ihr es auch, das ESISTIMMERWAS? Ich erzähle Euch, was uns passiert ist, und welche fünf Gegenstrategien ich entwickelt habe.
***
Das ESISTIMMERWAS und meine 5 Gegenstrategien
Der erste Streich des ESISTIMMERWAS: Eine Anhäufung kleiner Misslichkeiten und ein paar Mama-Tränen
Es begann mit der Regenjacke unseres Küstenjungen. An dem einzigen Tag in dieser heißen Spätsommerwoche, an dem es regnen sollte. Sie war verschwunden, als ich ihn aus der Betreuung nach der Schule abholte. Also nicht wirklich verschwunden, aber verloren gegangen. Das ESISTIMMERWAS hatte die Jacke aus dem Fach entwendet, in das unser Küstenjunge sie sorgfältig gesteckt hatte, und auf dem Flur unter einen der Stühle geschoben, die die Kinder zum Umziehen nutzen. Ganz weit nach hinten, so dass wir sie nicht sofort entdeckten, sondern erst alle Fächer, den Betreuungsraum, die Garderobe vor der Klasse des Küstenjungen, wieder alle Fächer und dann letztlich nochmal den gesamten Flur absuchten, bevor wir sie schließlich fanden.
Von außen betrachtet war das kein wirklich schreckliches Ereignis, die Jacke ist ja auch wieder aufgetaucht. Doch das ist gerade das Fiese am ESISTIMMERWAS: Seine einzelnen Missetaten sie sind nie wirklich groß, sie erscheinen mehr als kleine Versehen, Missgeschicke, Unannehmlichkeiten oder gar Unfälle, die dem ESISTIMMERWAS sogar noch eine Runde unverdientes Mitleid einbringen.
Doch sie kosten jedesmal Zeit, Geld und vor allem Nerven. Dabei wird immer ein bisschen mehr von der ohnehin schon dünnen Mama-Haut abgeschabt, bis sie quasi nicht mehr vorhanden ist. Die kleinen Gemeinheiten, scheinbar unvermeidlichen und von niemand erkennbarem verursachten Pannen und vermeintlich harmlosen Zwischenfälle häufen sich derart an, dass sie in ihrere Gesamtheit dazu führen, dass zumindest ich am Ende eines solchen Tages, an dem immer etwas ist, die Tränenflut, die sich hinter meinen müden Augen angesammelt hat, einfach nicht mehr zurückhalten kann. Meist weine ich dann ins Telefon, während eine liebe Freundin am anderern Ende der Leitung mitfühlend zuhört und mich auffängt, obwohl es ihr auch nicht viel besser ergangen ist. Denn auch sie hat zwei Kinder und damit ein hartnäckiges ESISTIMMERWAS bei sich zu Hause in Lauerstellung sitzen.
*
Der zweite Streich des ESISTIMMERWAS: Das Vortäuschen eines scheinbaren Glücksfalls und die Verkettung vermeintlich harmloser Unglücksfälle
Doch zurück zu uns. Die nächste Missetat des ESISTIMMERWAS war besonders hinterhältig, denn sie tarnte sich zunächst als unverhoffter Glücksfall. Als ich mein kleines Küstenmädchen vom Kindergarten abholte, wartete dort schon die Mutter ihrer besten Freundin samt Kind auf mich. Sie hatte einen Vorschlag: Die Kinder wollten sich spontan für ein Spieledate verabreden, und sie könne mein Küstenmädchen gleich mit zu sich nehmen. Super, dachte ich und willigte ein. Zwar bedeutete das, dass ich umsonst zum Kindergarten gehetzt war, doch das war nicht so schlimm. Denn mein kleines Mädchen würde an diesem Nachmittag bei ihrer Spieleverabredung richtig viel Spaß haben, während ich mit meinem Küstenjungen während des Rückwegs von der Schule Exklusivzeit verbringen und zu Hause mit "nur" einem Kind noch etwas schaffen konnte. Also eine gute Lösung für alle - dachte ich, doch leider hatte ich nicht mit dem ESISTIMMERWAS gerechnet.
Und ich hatte mich tatsächlich zu früh gefreut. Hatte doch das ESISTIMMERWAS unseren Paketboten genau in dem Zeitfenster zu unserem Haus gelotst, in dem ich beim Abholen am Kindergarten gewesen war! Das hatte zur Folge, dass ich ein sehnsüchtig erwartetes Paket nicht persönlich entgegen nehmen konnte, sondern nur einen Zettel im Briefkasten vorfand, der mir mitteilte, dass sich das Paket jetzt in einer Abholstelle am anderen Ende der Stadt befand. Weil ich das im Paket befindliche Buch aber dringend für eine Rezension benötigte, musste ich nun wiederum meinen Küstenjungen schleunigst ins Auto packen und mit ihm durch die Hitze und den Nachmittagsverkehr dorthin fahren. Stau inklusive, natürlich auf der Hin- und Rücktour. Als wir zurück nach Hause kamen (und zwar ohne das Buch, weil dort ein Paket immer grundsätzlich erst am nächsten Tag zur Abholung bereit steht, was ich jedoch dem Zettel nicht hatte entnehmen können, weil das ESISTIMMERWAS ausgerechnet diese Stelle etwas abgeknickt hatte), war es schon so spät, dass wir uns gleich wieder auf den Weg machen mussten, um unser kleines Küstenmädchen von seiner Spieleverabredung nach Hause zu holen. Tsja, so viel zu einem entspannten Nachmittag zu zweit mit ein bisschen extra Arbeitszeit für mich!
Das ESISTIMMERWAS kicherte schadenfroh vor sich hin, denn genau so ein Fall, bei dem ein missglücktes Ereignis das andere nach sich zieht, bis der eigentlich gute Tag sich in eine mittlere Katastrophe verwandelt hat, ist seine Spezialität. Möchte man jedoch anklagend den Zeigefinger auf es richten und es zur Verantwortung ziehen, zuckt es nur unschuldig mit den Schultern: Was kann es denn für die Verkettung unglücklicher Umstände? Nur sein hämisches Grinsen entlarvt es, das auch dann nicht von seinem Gesicht gleitet, wenn die betroffene Mama einen dann nicht mehr mittleren, sondern riesigen Nervenzusammenbruch, auch bekannt als Mama-Meltdown, erleidet, wenn sich herausstellt, dass das in Frage stehende Paket doch in der eigenen Straße angekommen ist.
Allerdings bei einem wohlmeinenden Nachbarn, der den Paketboten angehalten hatte, als dieser schon auf dem Rückweg von besagtem Briefkasten war, in dem der unglückbringende Benachrichtigungszettel lag. Weshalb die Nachricht auch nicht mehr so ohne weiteres korrigierbar war und so ankam wie sie dies eben tat. Eine Whatsapp hätte es schnell und problemlos richten können, doch bewusst hatte das ESISTIMMERWAS eben jenen älteren Nachbarn ausgewählt, der zwar sehr freundlich und hilfsbereit war, aber mit Handys und "dem ganzen neumodischen Gedöns" nicht viel anfangen konnte und diese Kommunikationsform als "unnützen Tüddelkram" abtat. Tsja.
*
Der dritte Streich des ESISTIMMERWAS: Was weh tut und die Selbstvorwürfe einer Mama
Die dritte Bosheit des ESISTIMMERWAS, von der ich Euch berichten möchte, tat richtig weh. Das ESISTIMMERWAS brachte nämlich den Gartenstuhl, auf dem ich neben meinem Küstenjungen saß, als dieser wegen des guten Wetters draußen am Gartentisch seine Hausaufgaben machte, zum Zusammenbrechen. Ja, Ihr habt richtig gelesen: Der Stuhl krachte einfach unter mir weg; es muss ausgesehen haben wie in einer Slapstick-Komödie. Dabei hatte ich mich nicht hingesetzt, sondern wollte gerade aufstehen. Stattdessen landete ich mit Karacho auf dem Boden und fand mich in den Trümmern der eben noch heilen Stuhlstruktur wieder. AUA!
Zum Glück war mir außer einem riesigen blauen Fleck an einer ziemlich ungünstigen Stelle nichts passiert. Doch das ESISTIMMERWAS lachte sich ins Fäustchen. Denn zum einen hatte unser Küstenjunge vor Schreck sein Trinkglas umgestoßen, so dass sich das Wasser prompt über sein Hausaufgabenheft ergossen hatte. Infolgedessen brach das Kind in Tränen aus. Nicht unbedingt wegen der aktuellen Hausaufgaben in Kunst (sorry, Frau G.), sondern weil er nicht wusste, wie er seiner Lehrerin diesen erneuten Unfall erklären sollte, nachdem das ESISTIMMERWAS bereits Anfang der Woche all seine Mappen in die Lache einer ausgelaufenen Trinkflasche hatte fallen lassen. So viel Pech auf einmal, das glaubt einem doch kein Mensch!
Doch noch mehr war passiert. Das merkte ich, als ich mich wieder berappelt, mein Schulkind getröstet und den Totalschaden, der zuvor ein Stuhl gewesen war, entsorgt hatte. Denn zum anderen zeigte sich, dass auch die anderen drei Holzstühle deutliche Risse und Schwachstellen aufwiesen. Damit war klar, dass wir unsere gesamte, lieb gewonnene Gartengarnitur würden ersetzen müssen. Und zwar noch in dieser Saison, denn wir Nordlichter nutzen die Terrasse selbstverständlich bis in den Herbst, wenn nicht bis zum Winter. Ja, tatsächlich, wir freuen uns über den kleinsten Sonnenstrahl und stellen die Gartenmöbel eigentlich erst rein, wenn bereits Frost auf der Wiese liegt. Und das bedeutete, dass ich ausgerechnet jetzt nochmal nach neuen Gartenmöbel Ausschau halten musste, was wieder eine zusätzliche Investition an Zeit und Kosten bedeutet. Beides hätte ich mir gerne erspart.
Darüber hinaus hatte nicht nur mein Hintern einen blauen Fleck abbekommen, sondern auch mein Ego. Denn das ist vielleicht die allergemeinste Eigenschaft des gänzlich gemeinen ESISTIMMERWAS: Es weiß genau, wo es Dir am meisten weh tut und schlägt mitleidslos dort zu, wo es richtig schmerzt. Und das ist meist nicht nur der Körper, es ist nicht bloß die zeitliche und finanzielle Belastung, die zu allem übrigen obendrauf kommt, sondern die wunde, manchmal mehr als ausgelaugte Mama-Seele. Dabei versteht sich das ESISTIMMERWAS darauf, Dir nicht nur die Schuld für die peinlichen oder dolorösen Ereignisse in die Schuhe zu schieben, sondern zusätzlich dafür zu sorgen, dass Du selbst auch noch in der Wunde herum bohrst, indem Du Dich vor Dir selbst rechtfertigst oder Dir gar Vorwürfe machst.
In meinem Fall gingen diese deutlich in Richtung nicht vorhandene Körper- und Selbstbeherrschung ("Was plumpse ich da vor dem Kind auf die Erde, schreie und erschrecke es zu Tode"), vermeintlich zu hohes Körpergewicht ("das war dann wohl doch etwas viel Softeis im Dänemark-Urlaub") und Scheren um anderer Leute Meinung ("Oh nein, die Nachbarn!"). Bevor ich mich auch noch in Ich-bin-eine-schlechte-Mutter-Selbstgeißelungen abdriften konnte, klingelte glücklicherweise das Telefon und meine Freundin war dran. Ja, genau die liebe Seele, von der ich Euch oben schon erzählt habe und mit der ich gemeinsam auf das ESISTIMMERWAS schimpfen konnte, statt mich mit Selbstvorwürfen zu zerfleischen.
Das hat nämlich überhaupt keinen Zweck; im Gegenteil, das ESISTIMMERWAS erreicht damit genau das, was es will. Diese fünf Gegenstrategien hingegen helfen, ihm die Stirn zu bieten und den Mami-Alltag zu überstehen, auch wenn immer etwas ist:
*
5 Gegenstrategien gegen das ständige ESISTIMMERWAS
1. Mich nicht ärgern. Ich weiß, das ist schwer. Doch es ist der Schlüssel zu allem anderen, auch zum Rest meiner Strategien. Denn wem schade ich, wenn ich mich ärgere? Nein, nicht dem ESISTIMMERWAS. Auch die Umstände, die es sich zu nutze macht, werde ich dadurch nicht ändern. Stattdessen schade ich mir selbst, beraube mich meiner Kraft und Energie. Also: Nicht ärgern, stattdessen lieber tief durchatmen, an etwas Positives denken oder es am besten gleich tun (siehe auch Punkt 4).
2. Zeit für das ESISTIMMERWAS einplanen. Denn das ESISTIMMERWAS verhält sich oft wie ein weiteres Kind, es benötigt einen guten Teil meiner Zeit und Aufmerksamkeit. Plane ich die von vornherein ein, dann gerate nicht so schnell in Stress, wenn sich das ESISTIMMERWAS meldet bzw. wieder zuschlägt.
3. Mir selbst etwas Gutes tun. Denn wenn mein Energie-Tank gut gefüllt ist, ich womöglich ausgeschlafen, bei Kräften und bei guter Laune bin, verkrafte ich die Streiche des ESISTIMMERWAS deutlich besser, als wenn meine Nerven von vornherein blank liegen.
4. Den Taten des ESISTIMMERWAS nicht so viel Bedeutung zumessen. Ein zerrissenes Heft, na und? Ich habe ohnehin noch ein paar Ersatzhefte im Schrank liegen. Eine verlorene Mütze? Doof, aber nicht so wild, die war eh schon alt und wurde langsam zu klein. Das Buch für meine Rezension kommt zu spät an? Nun, dann schiebe ich auf dem Blog schnell das Rezept für einen himmlisch kühlen Nachtisch ein, dann freuen sich meine Leserinnen und ich sammle ein paar Karma-Punkte. Was ich damit sagen will: Wenn ich mich über die dummen Zufälle im Leben und die kleinen Gemeinheiten des ESISTIMMERWAS nicht ärgere (siehe 1.), sondern ihnen sogar noch etwas Gutes abgewinnen kann, langweilt es sich vielleicht, denn es macht ihm bald gar keinen Spaß mehr, mich zu foppen. Und das führt mich direkt zu Punkt 5:
Das ESISTIMMERWAS und meine 5 Gegenstrategien
Der erste Streich des ESISTIMMERWAS: Eine Anhäufung kleiner Misslichkeiten und ein paar Mama-Tränen
Es begann mit der Regenjacke unseres Küstenjungen. An dem einzigen Tag in dieser heißen Spätsommerwoche, an dem es regnen sollte. Sie war verschwunden, als ich ihn aus der Betreuung nach der Schule abholte. Also nicht wirklich verschwunden, aber verloren gegangen. Das ESISTIMMERWAS hatte die Jacke aus dem Fach entwendet, in das unser Küstenjunge sie sorgfältig gesteckt hatte, und auf dem Flur unter einen der Stühle geschoben, die die Kinder zum Umziehen nutzen. Ganz weit nach hinten, so dass wir sie nicht sofort entdeckten, sondern erst alle Fächer, den Betreuungsraum, die Garderobe vor der Klasse des Küstenjungen, wieder alle Fächer und dann letztlich nochmal den gesamten Flur absuchten, bevor wir sie schließlich fanden.
Von außen betrachtet war das kein wirklich schreckliches Ereignis, die Jacke ist ja auch wieder aufgetaucht. Doch das ist gerade das Fiese am ESISTIMMERWAS: Seine einzelnen Missetaten sie sind nie wirklich groß, sie erscheinen mehr als kleine Versehen, Missgeschicke, Unannehmlichkeiten oder gar Unfälle, die dem ESISTIMMERWAS sogar noch eine Runde unverdientes Mitleid einbringen.
Doch sie kosten jedesmal Zeit, Geld und vor allem Nerven. Dabei wird immer ein bisschen mehr von der ohnehin schon dünnen Mama-Haut abgeschabt, bis sie quasi nicht mehr vorhanden ist. Die kleinen Gemeinheiten, scheinbar unvermeidlichen und von niemand erkennbarem verursachten Pannen und vermeintlich harmlosen Zwischenfälle häufen sich derart an, dass sie in ihrere Gesamtheit dazu führen, dass zumindest ich am Ende eines solchen Tages, an dem immer etwas ist, die Tränenflut, die sich hinter meinen müden Augen angesammelt hat, einfach nicht mehr zurückhalten kann. Meist weine ich dann ins Telefon, während eine liebe Freundin am anderern Ende der Leitung mitfühlend zuhört und mich auffängt, obwohl es ihr auch nicht viel besser ergangen ist. Denn auch sie hat zwei Kinder und damit ein hartnäckiges ESISTIMMERWAS bei sich zu Hause in Lauerstellung sitzen.
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Der zweite Streich des ESISTIMMERWAS: Das Vortäuschen eines scheinbaren Glücksfalls und die Verkettung vermeintlich harmloser Unglücksfälle
Doch zurück zu uns. Die nächste Missetat des ESISTIMMERWAS war besonders hinterhältig, denn sie tarnte sich zunächst als unverhoffter Glücksfall. Als ich mein kleines Küstenmädchen vom Kindergarten abholte, wartete dort schon die Mutter ihrer besten Freundin samt Kind auf mich. Sie hatte einen Vorschlag: Die Kinder wollten sich spontan für ein Spieledate verabreden, und sie könne mein Küstenmädchen gleich mit zu sich nehmen. Super, dachte ich und willigte ein. Zwar bedeutete das, dass ich umsonst zum Kindergarten gehetzt war, doch das war nicht so schlimm. Denn mein kleines Mädchen würde an diesem Nachmittag bei ihrer Spieleverabredung richtig viel Spaß haben, während ich mit meinem Küstenjungen während des Rückwegs von der Schule Exklusivzeit verbringen und zu Hause mit "nur" einem Kind noch etwas schaffen konnte. Also eine gute Lösung für alle - dachte ich, doch leider hatte ich nicht mit dem ESISTIMMERWAS gerechnet.
Und ich hatte mich tatsächlich zu früh gefreut. Hatte doch das ESISTIMMERWAS unseren Paketboten genau in dem Zeitfenster zu unserem Haus gelotst, in dem ich beim Abholen am Kindergarten gewesen war! Das hatte zur Folge, dass ich ein sehnsüchtig erwartetes Paket nicht persönlich entgegen nehmen konnte, sondern nur einen Zettel im Briefkasten vorfand, der mir mitteilte, dass sich das Paket jetzt in einer Abholstelle am anderen Ende der Stadt befand. Weil ich das im Paket befindliche Buch aber dringend für eine Rezension benötigte, musste ich nun wiederum meinen Küstenjungen schleunigst ins Auto packen und mit ihm durch die Hitze und den Nachmittagsverkehr dorthin fahren. Stau inklusive, natürlich auf der Hin- und Rücktour. Als wir zurück nach Hause kamen (und zwar ohne das Buch, weil dort ein Paket immer grundsätzlich erst am nächsten Tag zur Abholung bereit steht, was ich jedoch dem Zettel nicht hatte entnehmen können, weil das ESISTIMMERWAS ausgerechnet diese Stelle etwas abgeknickt hatte), war es schon so spät, dass wir uns gleich wieder auf den Weg machen mussten, um unser kleines Küstenmädchen von seiner Spieleverabredung nach Hause zu holen. Tsja, so viel zu einem entspannten Nachmittag zu zweit mit ein bisschen extra Arbeitszeit für mich!
Das ESISTIMMERWAS kicherte schadenfroh vor sich hin, denn genau so ein Fall, bei dem ein missglücktes Ereignis das andere nach sich zieht, bis der eigentlich gute Tag sich in eine mittlere Katastrophe verwandelt hat, ist seine Spezialität. Möchte man jedoch anklagend den Zeigefinger auf es richten und es zur Verantwortung ziehen, zuckt es nur unschuldig mit den Schultern: Was kann es denn für die Verkettung unglücklicher Umstände? Nur sein hämisches Grinsen entlarvt es, das auch dann nicht von seinem Gesicht gleitet, wenn die betroffene Mama einen dann nicht mehr mittleren, sondern riesigen Nervenzusammenbruch, auch bekannt als Mama-Meltdown, erleidet, wenn sich herausstellt, dass das in Frage stehende Paket doch in der eigenen Straße angekommen ist.
Allerdings bei einem wohlmeinenden Nachbarn, der den Paketboten angehalten hatte, als dieser schon auf dem Rückweg von besagtem Briefkasten war, in dem der unglückbringende Benachrichtigungszettel lag. Weshalb die Nachricht auch nicht mehr so ohne weiteres korrigierbar war und so ankam wie sie dies eben tat. Eine Whatsapp hätte es schnell und problemlos richten können, doch bewusst hatte das ESISTIMMERWAS eben jenen älteren Nachbarn ausgewählt, der zwar sehr freundlich und hilfsbereit war, aber mit Handys und "dem ganzen neumodischen Gedöns" nicht viel anfangen konnte und diese Kommunikationsform als "unnützen Tüddelkram" abtat. Tsja.
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Der dritte Streich des ESISTIMMERWAS: Was weh tut und die Selbstvorwürfe einer Mama
Die dritte Bosheit des ESISTIMMERWAS, von der ich Euch berichten möchte, tat richtig weh. Das ESISTIMMERWAS brachte nämlich den Gartenstuhl, auf dem ich neben meinem Küstenjungen saß, als dieser wegen des guten Wetters draußen am Gartentisch seine Hausaufgaben machte, zum Zusammenbrechen. Ja, Ihr habt richtig gelesen: Der Stuhl krachte einfach unter mir weg; es muss ausgesehen haben wie in einer Slapstick-Komödie. Dabei hatte ich mich nicht hingesetzt, sondern wollte gerade aufstehen. Stattdessen landete ich mit Karacho auf dem Boden und fand mich in den Trümmern der eben noch heilen Stuhlstruktur wieder. AUA!
Zum Glück war mir außer einem riesigen blauen Fleck an einer ziemlich ungünstigen Stelle nichts passiert. Doch das ESISTIMMERWAS lachte sich ins Fäustchen. Denn zum einen hatte unser Küstenjunge vor Schreck sein Trinkglas umgestoßen, so dass sich das Wasser prompt über sein Hausaufgabenheft ergossen hatte. Infolgedessen brach das Kind in Tränen aus. Nicht unbedingt wegen der aktuellen Hausaufgaben in Kunst (sorry, Frau G.), sondern weil er nicht wusste, wie er seiner Lehrerin diesen erneuten Unfall erklären sollte, nachdem das ESISTIMMERWAS bereits Anfang der Woche all seine Mappen in die Lache einer ausgelaufenen Trinkflasche hatte fallen lassen. So viel Pech auf einmal, das glaubt einem doch kein Mensch!
Doch noch mehr war passiert. Das merkte ich, als ich mich wieder berappelt, mein Schulkind getröstet und den Totalschaden, der zuvor ein Stuhl gewesen war, entsorgt hatte. Denn zum anderen zeigte sich, dass auch die anderen drei Holzstühle deutliche Risse und Schwachstellen aufwiesen. Damit war klar, dass wir unsere gesamte, lieb gewonnene Gartengarnitur würden ersetzen müssen. Und zwar noch in dieser Saison, denn wir Nordlichter nutzen die Terrasse selbstverständlich bis in den Herbst, wenn nicht bis zum Winter. Ja, tatsächlich, wir freuen uns über den kleinsten Sonnenstrahl und stellen die Gartenmöbel eigentlich erst rein, wenn bereits Frost auf der Wiese liegt. Und das bedeutete, dass ich ausgerechnet jetzt nochmal nach neuen Gartenmöbel Ausschau halten musste, was wieder eine zusätzliche Investition an Zeit und Kosten bedeutet. Beides hätte ich mir gerne erspart.
Darüber hinaus hatte nicht nur mein Hintern einen blauen Fleck abbekommen, sondern auch mein Ego. Denn das ist vielleicht die allergemeinste Eigenschaft des gänzlich gemeinen ESISTIMMERWAS: Es weiß genau, wo es Dir am meisten weh tut und schlägt mitleidslos dort zu, wo es richtig schmerzt. Und das ist meist nicht nur der Körper, es ist nicht bloß die zeitliche und finanzielle Belastung, die zu allem übrigen obendrauf kommt, sondern die wunde, manchmal mehr als ausgelaugte Mama-Seele. Dabei versteht sich das ESISTIMMERWAS darauf, Dir nicht nur die Schuld für die peinlichen oder dolorösen Ereignisse in die Schuhe zu schieben, sondern zusätzlich dafür zu sorgen, dass Du selbst auch noch in der Wunde herum bohrst, indem Du Dich vor Dir selbst rechtfertigst oder Dir gar Vorwürfe machst.
In meinem Fall gingen diese deutlich in Richtung nicht vorhandene Körper- und Selbstbeherrschung ("Was plumpse ich da vor dem Kind auf die Erde, schreie und erschrecke es zu Tode"), vermeintlich zu hohes Körpergewicht ("das war dann wohl doch etwas viel Softeis im Dänemark-Urlaub") und Scheren um anderer Leute Meinung ("Oh nein, die Nachbarn!"). Bevor ich mich auch noch in Ich-bin-eine-schlechte-Mutter-Selbstgeißelungen abdriften konnte, klingelte glücklicherweise das Telefon und meine Freundin war dran. Ja, genau die liebe Seele, von der ich Euch oben schon erzählt habe und mit der ich gemeinsam auf das ESISTIMMERWAS schimpfen konnte, statt mich mit Selbstvorwürfen zu zerfleischen.
Das hat nämlich überhaupt keinen Zweck; im Gegenteil, das ESISTIMMERWAS erreicht damit genau das, was es will. Diese fünf Gegenstrategien hingegen helfen, ihm die Stirn zu bieten und den Mami-Alltag zu überstehen, auch wenn immer etwas ist:
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5 Gegenstrategien gegen das ständige ESISTIMMERWAS
1. Mich nicht ärgern. Ich weiß, das ist schwer. Doch es ist der Schlüssel zu allem anderen, auch zum Rest meiner Strategien. Denn wem schade ich, wenn ich mich ärgere? Nein, nicht dem ESISTIMMERWAS. Auch die Umstände, die es sich zu nutze macht, werde ich dadurch nicht ändern. Stattdessen schade ich mir selbst, beraube mich meiner Kraft und Energie. Also: Nicht ärgern, stattdessen lieber tief durchatmen, an etwas Positives denken oder es am besten gleich tun (siehe auch Punkt 4).
2. Zeit für das ESISTIMMERWAS einplanen. Denn das ESISTIMMERWAS verhält sich oft wie ein weiteres Kind, es benötigt einen guten Teil meiner Zeit und Aufmerksamkeit. Plane ich die von vornherein ein, dann gerate nicht so schnell in Stress, wenn sich das ESISTIMMERWAS meldet bzw. wieder zuschlägt.
3. Mir selbst etwas Gutes tun. Denn wenn mein Energie-Tank gut gefüllt ist, ich womöglich ausgeschlafen, bei Kräften und bei guter Laune bin, verkrafte ich die Streiche des ESISTIMMERWAS deutlich besser, als wenn meine Nerven von vornherein blank liegen.
4. Den Taten des ESISTIMMERWAS nicht so viel Bedeutung zumessen. Ein zerrissenes Heft, na und? Ich habe ohnehin noch ein paar Ersatzhefte im Schrank liegen. Eine verlorene Mütze? Doof, aber nicht so wild, die war eh schon alt und wurde langsam zu klein. Das Buch für meine Rezension kommt zu spät an? Nun, dann schiebe ich auf dem Blog schnell das Rezept für einen himmlisch kühlen Nachtisch ein, dann freuen sich meine Leserinnen und ich sammle ein paar Karma-Punkte. Was ich damit sagen will: Wenn ich mich über die dummen Zufälle im Leben und die kleinen Gemeinheiten des ESISTIMMERWAS nicht ärgere (siehe 1.), sondern ihnen sogar noch etwas Gutes abgewinnen kann, langweilt es sich vielleicht, denn es macht ihm bald gar keinen Spaß mehr, mich zu foppen. Und das führt mich direkt zu Punkt 5:
5. Das ESISTIMMERWAS einfach hinnehmen und warten, bis es wieder geht. Wie bereits geschildert ist das ESISTIMMERWAS nämlich eigentlich scharf auf meine Aufmerksamkeit. Je mehr ich mich über seine Missetaten aufrege und ärgere, desto mehr freut es sich und fühlt sich bei uns wie zu Hause. Konzentriere ich mich jedoch auf andere, erfreulichere Dinge und sehe großzügig über alles hinweg, was es anrichtet, verzieht es sich ganz schnell - um zu sehen, wem es im nächsten Haushalt so richtig schön auf die Nerven gehen kann. Mir aber auf jeden Fall nicht mehr, ätsch!
***
Na, wie ist das bei Euch? Kennt Ihr das ESISTIMMERWAS? Wie geht Ihr damit um? Und wie findet Ihr meine fünf Gegenstrategien?
PS: Solltet Ihr mich dabei erwischen, wie ich mich doch mal wieder vom ESISTIMMERWAS ärgern lasse, erinnert mich an diesen Artikel. Entweder ich ärgere mich dann noch mehr (über mich selbst), oder ich beginne zu lachen. Ich hoffe letzteres ;)
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Na, wie ist das bei Euch? Kennt Ihr das ESISTIMMERWAS? Wie geht Ihr damit um? Und wie findet Ihr meine fünf Gegenstrategien?
PS: Solltet Ihr mich dabei erwischen, wie ich mich doch mal wieder vom ESISTIMMERWAS ärgern lasse, erinnert mich an diesen Artikel. Entweder ich ärgere mich dann noch mehr (über mich selbst), oder ich beginne zu lachen. Ich hoffe letzteres ;)
PPS: Inzwischen gibt es eine Fortsetzung: Das ESISTIMMERWAS fährt in den Urlaub: 3 hilfreiche Tipps, wie Ihr es wieder nach Hause schickt. Viel Spaß beim Lesen!
Ahoi und haltet die Ohren steif!
Eure Küstenmami
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Findet Ihr meine Mama-Kolumne zum "Es ist immer was" witzig? Dann merkt sie Euch doch:
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